Von Baška durch einen Canyon zu einer einsamen Bucht – Erlebe die Natur in Kroatien #6

Ist das die schönste Wanderung auf der Insel Krk? Jedenfalls ist die Tour von Baška durch die Schlucht Vela Vrženica zur Bucht Vela Luka an Abwechslung, abenteuerlichen Wegen und Aussicht kaum zu überbieten.
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…“, wusste bereits der deutsche Dichter Matthias Claudius. So will ich in dieser Serie über unsere Reise nach Kroatien im Frühjahr 2022 erzählen, die uns auf die Inseln Krk, Cres, Losinj und – als krönenden Abschluss – zu den Plitvicer Seen geführt hat.


Der Wecker läutet heute um acht Uhr. Es steht die erste richtige Wanderung auf Krk an. Das Wetter hat sich über Nacht komplett geändert und so sehen wir dem ersten Tag mit strahlendem Sonnenschein entgegen, seit wir auf der Insel sind. Warm ist es deshalb aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil, die Bura fegt mit ihrer eisigen Hand über die Insel.

Mit Verspätung geht es gegen zehn Uhr in Richtung Baška ganz im Süden der Insel. Eine halbe Stunde später stehen wir nach kurzer Suche am großen Besucherparkplatz oberhalb der Altstadt, der zu dieser Jahreszeit fast leer und – so wie alle Parkplätze der Insel – außerhalb der Hauptsaison kostenlos ist. (Zumindest war es 2022 noch so.)

Baška ist zweigeteilt: Im Norden liegt das alte beschauliche Fischerdorf mit seinen malerischen engen Gassen und dem Hafen, im Süden der Badeort mit seinen Hotelburgen und dem langen Strand. Wäre da nicht das Meer, man könnte meinen, in einem Gebirgsdorf gelandet zu sein. Zu beiden Seiten ragen hohe felsige Gebirgszüge steil auf, dazwischen der Ort im engen grünen Tal, das sich ins Meer ergießt.

Blick vom Hafen auf das historische Baska und dahinter (ganz links) die modernen Hotelanlagen

Unsere heutige Tour kann man grob in vier Abschnitte unterteilen:


⭐ Der Weg entlang der Küste

⭐ Der Weg durch die Schlucht Vela Vrženica

⭐ Der Weg zur Bucht Vela Luka

⭐ Der Rückweg nach Baška


Jeder dieser Abschnitte ist für sich schon ein Erlebnis, doch alle vier zusammen sind beinahe ein overkill an Eindrücken.

Durch die Altstadt wandern wir zum Hafen hinunter und folgen der Küste linkerhand nach Osten. Bereits im Hafen von Baška können wir uns kaum satt sehen an dem dunkelblau in der Sonne glitzernden Meer.

Nach der ersten Bucht, welche vom Badestrand des riesigen Campingplatzes Bunculuka vereinnahmt wird, führt der Weg ein kurzes Stück zwischen einer Felswand und dem Meer entlang. Wie gesagt, ist es ein sehr windiger Tag und der Wind peitscht die Wellen gegen das Ufer. Als ich die großen Pfützen am Weg sehe, schwant mir nichts Gutes, aber wir müssen da rüber. Und so kommt es wie es kommen muss und eine mächtige Welle schwappt über die Uferbefestigung. Von den Oberschenkeln abwärts sind wir klatschnass. Zum Glück haben wir unsere Wanderhosen an, die rasch wieder trocknen.

Und schon ist es geschehen… mich hat dann übrigens die nächste Welle erwischt.

Dann verlässt der markierte Pfad das Ufer und führt das felsige Gelände hinauf in den lichten Kiefernwald. Wunderschöne Ausblicke auf das Meer tun sich von oben auf, bevor es wieder hinunter geht in die nächste kleine Bucht. Auf diese Art und Weise geht es von Bucht zu Bucht, bis wir schließlich den Strand Vela Vrženica erreichen. Zuvor müssen wir jedoch noch eine Schlüsselstelle passieren. Ich glaube, es ist nach der zweiten Bucht, als der Weg nicht in den Wald hinauf führt, sondern auf den steilen Küstenfelsen direkt über dem Meer verläuft. Trittsicherheit ist bei dieser Felsenkraxelei natürlich gefragt, denn jeder Fehltritt könnte mit einem unfreiwilligen Bad in der Adria enden, die einige Meter unterhalb auch schon mit ihrer schier unwiderstehlichen strahlend blauen Farbe den unbedarften Wanderer zu sich ruft, gleich den Sirenen in Homers Odyssee.

Nun gut, böswillige Fabelwesen sollten uns glücklicherweise keine begegnen an diesem Tag. 😉

Hier ein paar Eindrücke vom Weg entlang der Küste:

Am Strand endet der markierte Küstenweg. Nach meinen Informationen soll ein unmarkierter Trampelpfad rund um den Küstenberg Rebica herum, ebenfalls zu unserem Ziel, der Bucht Vela Luka führen. Dieser ist in einigen Karten verzeichnet. Auch das wäre bestimmt eine sehr spannende Wanderung. Doch unsere Tour soll uns heute über den Rebica führen und bietet mit Sicherheit größere Abwechslung und bessere Ausblicke.

Der Strand Vela Vrženica ist ein sehr idyllischer, weitläufiger Schotterstrand mit viel schattenspendender Vegetation. Hier könnte man gut eine erste Pause einlegen, wäre da nicht eine große Busgruppe einer offenbar geführten Wanderung, die sich gerade an der Abzweigung zum Weg durch die Schlucht versammelt. Na, da wollen wir ihnen doch mal zuvorkommen, ehe wir uns in der engen Schlucht hinter den Menschenmassen anstellen müssen.

Die Reisegruppe versammelt sich an der Abzweigung zur Schlucht

Der Eingang in die Schlucht ist zunächst sehr breit und zwischen Wacholder, Ginster und Französischem Ahorn wandern wir gemütlich los. Rasch wird es aber ziemlich eng und dann geht die Kraxelei auch schon los. In der Klamm – ja es handelt sich dabei wirklich um ein Bachbett, das sich tief in den Kalkfels eingeschnitten hat – sind zahlreiche Stufen zu überwinden. Die kleineren sind etwa mannshoch, die größten schätze ich auf etwa fünf Meter, die es kletternd zu überwinden gilt. An den herausforderndsten Stellen gibt auch die eine oder andere Klampfe sicheren Halt.

Dass es sich um ein ausgewaschenes Bachbett handelt, zeigt sich immer wieder an von der Strömung rundgeschliffenen Felsstrukturen, sowie an kleinen Gumpen, in denen das Wasser steht. Angst, von einem Wasserschwall erfasst zu werden, braucht man bei trockener Witterung sicher keine haben. Auch unmittelbar nach den drei intensiveren Regentagen kommen wir problemlos trockenen Fußes durch die Schlucht. Wie es hingegen während eines heftigen Regengusses ist, wenn das Wasser links und rechts von den Wänden schießt, kann ich allerdings schwer beurteilen.

Hier ein paar Eindrücke aus dem Kanjon Vela Vrženica:

Die Kletterei ist stellenweise schon etwas anspruchsvoll, macht aber auch richtig Spaß. Zu kurz ist die Klamm dabei nicht, und nach geraumer Zeit sind wir doch der Meinung, dass es jetzt schön langsam mal gut sein könnte. Doch bei all der Kletterei legt man natürlich nur sehr langsam Kilometer zurück und so ist es bereits früher Nachmittag, als wir oben am Wanderweg, der direkt von Baška zur Bucht Vela Luka verläuft, rauskommen. Und auch der höchste Punkt unserer Wanderung ist noch nicht erreicht.

Weiter geht es rechts den Hang hinauf, hinaus aus dem Kanjon Vela Vrženica. Der Weg ist nun ein normaler Steig, so wie wir ihn aus den Alpen tausendfach kennen. Bald geben uns die ersten Trockensteinmauern Geleitschutz. Zwischen ihnen steigen wir – durchaus steil – weiter auf. Schließlich flacht das Gelände ab und wir erreichen den höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung, den Küstenberg Rebica, 240 Meter über der Adria.

Die Höhenangaben des Rebica variieren stark

Der Wind pfeift ordentlich über den Bergrücken und stiehlt einem die Atemluft, sodass das Wandern recht beschwerlich ist. Selbst mit drei Kleidungsschichten, Haube und Kapuze ist es nur aufgrund des In-Bewegung-Seins einigermaßen auszuhalten. Und das Ganze – wohlgemerkt – bei ungetrübtem Sonnenschein.

Der Rebica ist eigentlich nur eine kleine Kuppe eines noch viel höheren Bergrückens, der bis auf 471 Meter Höhe ansteigt. Doch für uns geht es nun wieder bergab. Schnell wandelt sich die sanfte Landschaft oben am Rebica in eine schroffe Felslandschaft. Der nun etwas anspruchsvoller werdende Steig führt unterhalb von Felswänden vorbei und über Schutthänge. Trittsicherheit ist hier einmal mehr gefragt. Türkisblau leuchtet unser Ziel, die Bucht Vela Luka, bereits zu uns herauf. Doch noch sind wir etwa 200 Höhenmeter oberhalb. Erst in kleinen Serpentinen, dann in einer schier endlosen Hangquerung wandern wir ihm entgegen. Dann verlassen wir das Reich der Felswände und wandern über karges Grasland die letzten Meter hinunter zum Strand.

Der Wind bläst auch hier nach wie vor sehr unangenehm und so suchen wir nahe einer kleinen Höhle Schutz für unser Picknick. Diese sonderbaren Höhlen säumen die gesamte Bucht und erinnern optisch an eine unterspülte Asphaltstraße, aus der unten immer wieder kleine Steinchen und Kies herausfallen. Offensichtlich hat das Meer die Küste stellenweise unterspült, doch was wir hier aus geologischer Sicht genau beobachten, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls wirkt es in diesen Höhlen nicht sehr einladend: Es tropft von der Decke und immer wieder fallen kleine Steinchen herab, so als könnte das Ganze Gebilde jeden Moment einstürzen.

Nach unserer Jause bestaunen wir noch etwas die wunderbaren Farben der Bucht und stellen uns vor, wie es hier zur Badesaison wohl zugehen wird, wenn dutzende Ausflugsboote in der Bucht vor Anker gehen.

Dann ist es Zeit für den Rückweg. Am selben Weg erklimmen wir wieder die 240 Höhenmeter hinauf auf den Rebica. Wir stellen fest, dass das Gelände zwar sehr schroff ist, der Weg jedoch so geschickt angelegt wurde, dass es nie richtig steil wird. Auch den Steig hinab in die Schlucht Vela Vrženica kennen wir ja bereits. Doch diese lassen wir nun links liegen und betreten Neuland für uns. Ein Gegenanstieg hinaus aus der Schlucht führt uns auf den 180 Meter hohen Lubinin. Nun, eigentlich ist der Lubinin 202 Meter hoch, doch der Weg verläuft etwas nördlich des Gipfels.

Blick vom Lubinin auf den Rebica

Auch am Lubinin ist das Gelände sanft – so wie zuvor am Rebica – ehe es durch eine schroffe Schlucht hinunter in Richtung Baška geht. Der Steig verlässt bald die immer steiler werdende Schlucht nach rechts und führt am Hang entlang zu einem wunderschönen Aussichtspunkt an einem Bergrücken auf etwa 140 Meter über Adria.

Von hier führt der Weg in Serpentinen einen steilen Hang hinunter in die nächste, weiter nördlich verlaufende und recht spektakulär anmutende Schlucht. All diese Schluchten bilden unten am Meer übrigens jene Buchten, die wir zu Beginn dieser Wanderung passiert haben. Nun befinden wir uns in jener Schlucht, die in den Strand Bunculuka mündet, wo sich auch der Badestrand des riesigen Campingplatzes befindet. Wir sind also unserem Ziel schon recht nahe. Ein Wegweiser fragt uns, ob wir rechts nach Baška wollen, oder lieber links zum Strand. Wir wollen natürlich zurück nach Baška und halten uns rechts. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte: Denn der Weg führt immer am Zaun entlang rund um das weitläufige Areal des Campingplatzes. Hier also besser dem Wegweiser hinunter zum Strand folgen und dann am Ufer entlang auf dem bereits vom Hinweg zu Beginn der Wanderung bekannten Weg mit toller Aussicht zurück nach Baška.

Ein paar Eindrücke vom Rückweg:

Am frühen Abend erreichen wir wieder den Hafen von Baška. Auch die Busgruppe, vor der wir am Strand von Vela Vrženica die Flucht nach vorne ergriffen haben, trudelt gerade ein. Keine Ahnung, wo die waren, denn unterwegs war keine Spur mehr von ihnen zu sehen. Bald darauf stehen wir auch schon am Parkplatz und treten den Heimweg zurück nach Krk-Stadt an.

Zurück im Hafen von Baška

Diese Wanderung ist mein absolutes Highlight unseres gesamten Kroatien-Urlaubs und blieb – was die Abwechslung und das Erlebnis angeht – einfach unübertroffen. Wenn du also einen Wanderurlaub auf der Insel Krk planst, oder im Rahmen eines Badeurlaubs einmal etwas besonderes erleben willst, kann ich diese Tour nur wärmstens empfehlen.


Der D102 (Hauptverkehrsweg auf Krk) bis nach Baška am südlichen Ende der Insel folgen. An der dritten Abzweigung nach Baška unmittelbar vor einer kleinen Brücke rechts abbiegen, der Parkplatz befindet sich nach wenigen Metern auf der linken Straßenseite
Adresse für Navi: Gruh ul. 6, 51523, Baška, Kroatien
Plus Code: XQC4+P8 Baška, Kroatien
Koordinaten: 44°58’19″N 14°45’21″E

Der große Besucherparkplatz oberhalb der Altstadt von Baška ist in der Hauptsaison kostenpflichtig, in der Nebensaison (Stand von 2022) kostenlos.

Baška ist mit dem Linienbus von Rijeka (via Krk-Stadt und Punat) in ca. 2 Stunden erreichbar. Fahrtzeiten und Ticketbuchung findest du auf der Webseite von Arriva.


Weglänge: ca. 13 km
reine Gehzeit: ca. 4:30 bis 5:00 Stunden
Höhenunterschied: ca. 540 Meter (insgesamt)
Höchster Punkt: Rebica (240 m)
Niedrigster Punkt: Meer (0 m)
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf schmalen Steigen und im schroffen, weglosen Gelände
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T3 – Anspruchsvolles Bergwandern
Trittsicherheit erforderlich: unbedingt
ausgesetzte Stellen: ja, auf einem kurzen Abschnitt des Küstenwegs (siehe Text)
Familientauglichkeit: nicht geeignet
Barrierefreiheit: nein
Empfohlene Ausrüstung: Wander- oder Trekkingschuhe, Trinkflasche, Jause, Sonnenschutz

Hier findest du diese Tour auf Outdooractive, inklusive Track zum downloaden.

Das Kiosk in der Bucht Vela Luka hat nur in der Hauptsaison geöffnet. Einkehrmöglichkeiten gibt es nur vor oder nach der Tour in Baška.


Silbern glänzt die vom Wind aufgepeitschte See in der Bucht von Baška
Bucht mit Badeplatz Bunculuka
die heikelste Stelle der Wanderung: Felsenklettern über dem Meer
Blick vom Weg auf den Rebica hinein in das oberen Ende der Schlucht Vrženica

Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.


Dieser Beitrag hat ja nun wirklich sehr lange auf sich warten lassen. Im Moment finde ich wenig Zeit, mich dem Blog zu widmen. Die nächste Wanderung auf Krk sollte uns auf den Obzova, den höchsten Berg der Insel führen.
Doch zuvor ist eine weitere Bergtour aus dem letzten Sommer im wunderschönen Salzburger Land an der Reihe.

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2 Kommentare zu „Von Baška durch einen Canyon zu einer einsamen Bucht – Erlebe die Natur in Kroatien #6

  1. Avatar von Belinda aus Kärnten
    Belinda aus Kärnten 27. Oktober 2025 — 17:26

    Vielen Dank für diesen schönen Bericht! Wir sind ihn übrigens problemlos mit unseren beiden jüngeren Kindern (11 und gerade 6 Jahre alt) gewandert. Das sind allerdings auch echte Alpenkinder und bergerfahren. Dennoch braucht es Konzentration und kein Herumalbern – vor allem an den Schlüsselstellen der Küstenpassage. Kann übrigens bestätigen, dass der Weg durch die Schlucht echt Zeit frisst. Tolle Zusammenfassung dieser tollen Wanderung!

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    1. Avatar von Alex

      Vielen Dank! Ja, die Kleinen sind oft schon geschickter, als so mancher Erwachsener, dem die entsprechende Übung und Erfahrung fehlt.

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