Zum idyllische Frillensee – Wandern im Chiemgau

Er soll der kälteste See Mitteleuropas sein. Aber kann das wirklich stimmen? Wir haben uns am bekannten Frillensee bei Inzell etwas umgesehen. Den Grund für die Kälte haben wir gefunden. Doch sobald man am Ufer steht und die Landschaft erblickt, erscheinen all diese Details plötzlich gar nicht mehr wichtig…

Eigentlich hätte es sich der Frillensee verdient, mit der Kamera abgelichtet zu werden, nicht nur mit dem Handy. Auch die Stimmung mit Wolken und Nebel wäre am Ende perfekt gewesen für exzellente Fotos. Aber erstens hatte ich damals gerade eine fotografier-müde Phase und zweitens wussten wir aufgrund des Wetters mit wolkenbruchartigen Regenschauern nicht einmal, ob wir es überhaupt bis zu dem kleinen Bergsee schaffen würden.

Der Frillensee liegt in einem Talschluss nördlich des Zwiesels (1.782 m), dem höchsten Gipfel des Staufens. Wir befinden uns in den Chiemgauer Alpen im Landkreis Traunstein in Oberbayern auf 922 Meter Höhe. Ausgangspunkt ist der Ortsteil Adlgaß, östlich von Inzell, genauer gesagt das Forsthaus Adlgaß.

Der Weg zum Frillensee

Der zwar nicht mehr ganz neue, dennoch informative und abwechslungsreiche Bergwald-Erlebnispfad führt vom Forsthaus Adlgaß in etwa 45 Minuten zum idyllisch gelegenen Bergsee. Jede Infotafel ist mit einem weisen Spruch versehen, der zum Nachdenken anregt.

Hier meine Favoriten:

Ansonsten vermitteln die einzelnen Stationen einfach aufbereitetes Waldwissen oder animieren vor allem Kinder zu eigenen Handlungen. Der Weg durch den Bergwald wird somit auch für kleine Wanderer nicht langweilig. Zudem ist er kinderwagentauglich und verlangt konditionell wahrlich keine Höchstleistungen ab: Mit gerade einmal 130 Höhenmetern ist es mehr ein Spaziergang, denn eine Wanderung. Ein feines Ausflugsziel, selbst dann, wenn das Wetter nicht so richtig mitspielen will.

Die Höhenmeter werden auf den ersten beiden Dritteln des Weges entlang des Frillenseebachs zurück gelegt. Erst auf einem Wald- später auf einem breiten, gewalzten Spazierweg, geht es teilweise recht idyllisch durch Bergmischwald. Dann gelangen wir an eine Kreuzung, wo wir der Beschilderung folgend den Forstweg halb rechts nehmen. Dieser bringt uns praktisch ohne weitere Höhenmeter zum See und um diesen herum. Bald passieren wir die nicht mehr bewirtschaftete Gaßlalm, wandern vorbei an einer Trinkwasserquelle und erreichen gleich darauf den Frillensee.

Am Frillensee

Welch ein Blick!
Eine Holzplattform samt Sitzbänken lädt direkt am Ufer zum Verweilen ein. Libellen tanzen um uns herum. Der Blick wandert über den See auf die dahinter aufragenden Felswände der Dunkelwand und auf einen Schuttkegel des Zwiesels, die beide zum Greifen nahe wirken. Heute freilich hüllen sich die Felsen in Wolken. Doch hin und wieder lockert es etwas auf und der ein oder andere Fels taucht für kurze Zeit aus dem Nebel auf. Mystischer geht es fast nicht mehr. Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei habe…

Hinter der Plattform verläuft ein langer Holzsteg über den Abfluss des Frillenseebachs und die Verlandungszone des Sees zum gegenüberliegenden Ufer.

Doch wir bleiben vorerst am Forstweg, der uns rasch an das hintere Ende des Sees bringt. In einer kleinen Schutzhütte befindet sich dort ein interessanter Schaukasten: Wie lange dauert es, bis Abfall in der Natur verrottet?

Weiter geht es der Forststraße entlang. Immer wieder bieten sich Ausblicke auf den See. Wir passieren einen Abschnitt unterhalb der Dunkelwand, an dem vor einigen Jahren eine Lawine große Verwüstungen angerichtet hat. Hier lässt sich gut erkennen, wie schnell Sukzession, also die Entstehung von Wald, passiert. Pioniergehölze wie Ahorn und Weiden schießen bereits wieder hoch auf. Das Aufforsten mit Buche, Fichte und Tanne, die erst wieder frei geschnitten werden müssen, damit sie sich richtig entwickeln können, hätte man sich getrost sparen können. Die Natur regelt das von alleine. Aber es entspricht wohl der geltenden Weltanschauung der Forstwirtschaft, dass genau diese Bäume hier zu wachsen haben und man nicht warten möchte, bis sie dies von alleine tun. Aber gut, das ist nun wirklich Jammern auf hohem Niveau in Anbetracht dieses wunderschönen Ortes.

Schließlich erreichen wir das Ende des Sees und gelangen über den weiter oben erwähnten Holzsteg wieder ans gegenüberliegende Ufer. Dabei bieten sich abermals spektakuläre Ausblicke, sowie Einblicke in die Flora und Fauna dieses Bergsees.

Für diesen Wegabschnitt über den Steg brauchen wir recht lange. Es gibt einfach so viel zu sehen. Irgendwann setzt wieder Regen ein und so machen wir uns auf den Rückweg nach Adlgaß. Die Einkehr im Forsthaus Adlgaß haben wir vor der Tour schon abgehakt und ich kann sie euch sehr empfehlen: Große Speisekarte, freundliche Bedienung und ein Apfelkuchen zum Niederknien, was will man mehr?

Fazit

Ein perfekter Ausflug für die ganze Familie in landschaftlich traumhafter Lage. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Wir kommen bestimmt wieder – vielleicht dann bei besserem Wetter.

Die Highlights der Wanderung zum Frillensee:

⭐ Der Frillensee selbst: Naturidylle in außerordentlicher landschaftlicher Schönheit – auch wenn man selten ganz alleine ist

⭐ Die besondere Flora und Fauna des Frillensees

⭐ Der Bergwald-Erlebnispfad: Er lässt auch unterwegs keine Langeweile aufkommen

⭐ Das Gasthaus Forsthaus Adlgaß: Eine Einkehr in diesem geschichtsträchtigen Wirtshaus ist sehr zu empfehlen

Der Frillensee – wohl nicht der kälteste See Mitteleuropas

Hartnäckig hält sich der Mythos vom Frillensee als kältester See Bayerns, ja sogar Mitteleuropas. Sogar auf Wikipedia kann man dies immer noch lesen. Zu diesem Ruf hat sicherlich beigetragen, dass der kleine See an der Nordseite des Staufens von November bis Februar keine Sonnenstrahlung abbekommt (vergleichbar etwa mit dem Nussensee im Salzkammergut ➡ Der frostige Nussensee) und deshalb sehr rasch zufriert.
Aus diesem Grund wurde der Frillensee in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts zu einem Zentrum des Eislaufsports. Selbstverständlich gibt es aber auch in Bayern noch kältere Seen, zum Beispiel den Funtensee im Nationalpark Berchtesgaden, der als kältester Ort Deutschlands gilt.

Seit der Errichtug des großen Eisstadions 1963 in Inzell ist wieder etwas Ruhe eingekehrt am See. Das ist auch gut so, denn schließlich ist er heute ein Naturschutzgebiet. Das bedeutet auch, dass Baden verboten ist. Dennoch darf im Winter die Eisfläche betreten werden, was von Freunden des Natureislaufs auch gerne genutzt wird. Aus Sicht des Naturschutzes ist dies natürlich eine etwas fragwürdige Regelung, denn gerade im Winter braucht die Tierwelt ihre möglichst ungestörte Winterruhe.

Der Frillensee einst:

Vor mehr als zehntausend Jahren war auch die Gegend um Inzell von mächtigen Gletschern bedeckt. Als es wieder wärmer wurde und das Eis schmolz, blieben in den Senken vielerorts kleinere oder größere Seen zurück. Einige davon, wie der Frillensee, bestehen noch heute.

Anfänglich war der See 800 Meter lang. Heute sind es weniger als die Hälfte. Der Rest ist in den Jahrtausenden zu Moorflächen und Feuchtwiesen verlandet. Ein Prozess, der übrigens auch heute immer noch voranschreitet.

Der Frillensee heute:

Wasserspiegel:	922 m ü. NN
maximale Tiefe:	7,5 Meter
Länge:	340 Meter
Breite:	130 Meter
Wasserfläche:	4,3 Hektar
Zufluss:	mehrere kurze Bachläufe und Quellen
Abfluss:	Frillenseebach

Anreise:

mit dem Auto:

Von der A8 (München-Salzburg) an der Ausfahrt Traunstein/Siegsdorf abfahren und auf der B306 (Deutsche Alpenstraße) weiter nach Inzell fahren. Im Ortsgebiet von Inzell an der ersten Kreuzung nach dem Kurpark links abbiegen (Beschilderung nach Adlgaß) und dieser Straße bis zum Ende (ca. 4,5 km) folgen.
Adresse für Navi: Adlgaß 1, 83334 Inzell
Plus Code: QQFX+Q8 Inzell, Deutschland
Koordinaten: 47°46’28.2″N 12°47’53.3″E

Parken:

Mehrere kostenpflichtige Parkplätze entlang der Straße und beim Ausgangspunkt selbst.
Ticketautomaten nehmen nur Münzen und wechseln nicht, keine Kartenzahlung möglich. (Stand 2022)

mit Öffis:

RVO-Bus Linie 9526 verkehrt mehrmals täglich zwischen Traunstein und Bad Reichenhall via Inzell. Vom Busbahnhof Inzell fährt der Dorflinienbus 5 x täglich direkt bis zum Ausgangspunkt in Adlgaß.

Genaue Fahrzeiten finden sich auf der Webseite des RVO bzw. hier für den Dorflinienbus.

Startpunkt auf der Karte:

Tourdaten:

Weglänge: ca. 5,6 km (hin & retour)
reine Gehzeit: ca. 1:30 Stunden
Höhenunterschied: ca. 130 Meter
Höchster Punkt: Frillensee (922 m)
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf breiten Spazierwegen und Forststraßen mit geringen Steigungen
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T1 – Wandern
Trittsicherheit erforderlich: nein
ausgesetzte Stellen: nein
Familientauglichkeit: hervorragend geeignet für Kinder jeden Alters, zudem kinderwagentauglich
Barrierefreiheit: ja
Empfohlene Ausrüstung: bequeme Schuhe

Einkehrmöglichkeiten:

Das Gasthaus Forsthaus Adlgaß liegt direkt am Ausgangspunkt.

Letzte Eindrücke von der Wanderung zum Frillensee:

Frillensee bei Regen:

Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.

Auch beim nächsten Mal gibt es ein kurzes Naturerlebnis, das ich mit dem Smartphone dokumentiert habe. Dafür besuchten wir einen weiteren kleinen See, gar nicht so weit vom Frillensee entfernt.

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