Wanderung zur einsamen Bucht Sršćica – Erlebe die Natur in Kroatien #5

Wanderung vom Strand Potovošće bei Vrbnik über schmale Steige zur einsamen Bucht Sršćica.
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…“, wusste bereits der deutsche Dichter Matthias Claudius. So will ich euch in dieser Serie über unsere Reise nach Kroatien im Frühjahr 2022 erzählen, die uns auf die Inseln Krk, Cres, Losinj und – als krönenden Abschluss – zu den Plitvicer Seen geführt hat.


Nach dem Besuch der Altstadt von Vrbnik zieht es uns am Nachmittag hinaus in die Natur zu einer kleinen Wanderung. Das Wetter soll ja erstmals, seit wir auf der Insel sind, trocken bleiben, auch wenn sich der Himmel weiterhin bedeckt zeigt. Die Umgebung von Vrbnik mit ihrem dichten Netz aus Wanderwegen und zahlreichen Meeresbuchten bietet eine Menge an Naturerlebnissen.



Am Parkplatz vor der Altstadt befindet sich eine große Übersichtstafel mit den lokalen Wanderwegen. Viel Zeit haben wir heute freilich nicht mehr. Lediglich ein kurzes Teilstück der Tour Nummer eins wollen wir absolvieren, das uns zur einsamen Meeresbucht Sršćica führt.

Wir könnten direkt in Vrbnik starten, oder uns eine Stunde ersparen (hin und retour also zwei Stunden) und mit dem Auto bis zum Strand Potovošće fahren. Gesagt, getan!

Zur Orientierung bei Wanderungen auf der Insel empfehle ich übrigens die Touristische Wanderkarte von Krk im Maßstab 1:31500, die bei den Tourist Infos erhältlich ist und zur Vorausplanung auch als pdf z.B. hier heruntergeladen werden kann. Auch haben die einzelnen Gemeinden eigene Wanderkarten für ihre jeweilige Region herausgegeben.

Eine staubige Schotterstraße führt uns einige Kilometer von Vrbnik zum Uvala Potovošće. Dort endet die Straße. Ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Den großen Strandparkplatz haben wir ganz für uns alleine. Anfang April ist praktisch noch nichts los. Wie anders muss das wohl in der Hochsaison sein?

Nach einer kleinen Jause – immerhin ist es schon früher Nachmittag – schnüren wir unsere Wanderschuhe und schreiten über den Kiesstrand zum Einstieg in den Wanderweg.

Über die Felsen verläuft der schmale Steig immer am Ufer entlang und steigt dabei gemächlich an. Trotzdem scheinen wir rasch an Höhe zu gewinnen. Unter uns leuchtet das türkisblaue Meer, hinter uns in der Ferne können wir auf Vrbnik zurück blicken.

Nach einer ersten Kurve taucht bereits die nächste Bucht vor uns auf. Bald führt der Weg wieder leicht bergab, dann steigt er erneut an und führt vorbei an einer weiteren Bucht, an der sich die Ruine einer Kirche befindet. Über einen Trampelpfad könnte man zu dieser absteigen. Wir wandern jedoch weiter bergauf und erreichen bald die maximale Höhe der Wanderung. Hier verläuft der Weg relativ eben auf einem plateauartigen Sattel, über den wir eine Landzunge namens „Tenki“ abschneiden. Unser Ziel liegt genau zwischen dieser und der nächsten Landzunge, „Glavina“ genannt.

Der Steig ist gesäumt von Wacholderbüschen in allen Größen – von kniehoch bis hin zu drei bis vier Metern Höhe. Die Landschaft ist durchaus vergleichbar mit jener der Nordalpen oberhalb der Waldgrenze. Man muss lediglich den Wacholder durch Latschenkiefern ersetzen. Felsen, Geröll und höhere Gipfel um uns herum vermitteln ein sehr ähnliches Bild. Ist ja auch kein Wunder, schließlich ist beides eine verkarstete Kalkplateaulandschaft.

Teilweise ist der Steig mit Wacholder verwachsen, was mitunter recht schmerzhaft ist. Immer wieder führt er entlang von Steinmauern. Neben dem dominierenden Wacholder finden sich Currykraut, Salbei, an manchen Stellen Gräser, Veilchen, Seggen, Kreuzblümchen, Nieswurz und vieles mehr. Mein persönliches botanisches Highlight an diesem Tag ist aber der Affodil, eine weiß blühende Lilienart, die ihre traubigen Blüten kurz vor dem Ziel zum Himmel streckt. Bäume wie Französischer Ahorn, Hopfen- und Orientalische Hainbuche, sowie die ein oder andere Kiefer finden sich vereinzelt.

Wir passieren eine halb verfallene kleine Steinhütte, die wohl einst Behausung für Schäfer war, und erreichen bald darauf einen tiefen Graben, in den wir nun absteigen. Im Graben wachsen mehr Bäume, ja ein richtiges kleines Wäldchen finden wir hier vor. Kurze Zeit später gelangen wir auch schon an unser Ziel.

Sršćica grenzt direkt an ein Vogelschutzgebiet, dessen Highlight natürlich der Gänsegeier ist. Leider sehen wir aber keinen fliegen, lediglich einen Raben und einen großen schwarzen Wasservogel (vielleicht einen Kormoran?) können wir aus der Ferne erspähen. Gut ist der Ausblick von der Bucht aus aber auch nicht. Dafür liegt sie sehr geschützt zwischen den über 100 Meter hohen Landzungen zu beiden Seiten. Der heute ohnehin schwache Wind ist hier also kein Thema.

Hier einige Impressionen vom Steinstrand in der Bucht:

Nach einer Pause in der Bucht Sršćica geht es auch schon wieder auf demselben Weg zurück zum Strand Potovošće. Immer wieder finden sich Schafknochen entlang des Weges, sogar auf die Überreste eines ganzen Schafes samt Wolle stoßen wir. Es muss wohl eines natürlichen Todes gestorben sein, denn größere Raubtiere gibt es auf der Insel nicht. Ein Fressen für die Geier im wahrsten Sinn des Wortes.

Nachdem vorhin am Strand Sršćica sogar die Sonne vorsichtig durch die Wolken blinzelte, verdichten sich diese nun wieder. Wind kommt auf und irgendwie schaut es nach Wolkenbruch aus, als wir die Bucht Potovošće wieder erreichen.

Und tatsächlich beginnt es auf der Heimfahrt ziemlich stark zu regnen, so dass sich am Ende der Fußweg zu unserem Ferienhaus (einmal mehr) in einen Bach verwandelt.

Für eine kurze Wanderung zwischendurch ist die Tour gerade richtig. Die Bucht Sršćica hat mir persönlich zwar nicht sooo gut gefallen, aber der Weg dorthin ist landschaftlich sehr anmutend. Wenn dann auch noch Geier über den Bergen kreisen, ist das Naturerlebnis perfekt.


Der D102 (Hauptverkehrsweg auf Krk) beim großen Kreisverkehr bei Punat weiter in Richtung Baska folgen. Nach ca. 1,5 km links abbiegen RIchtung Vrbnik. Gleich nach dem Ortsschild von Vrbnik die erste Straße nach rechts abbiegen. Nach 1 km in einer Linkskurve abermals nach rechts abbiegen. Der Asphalt geht sogleich in Schotter über. Der kurvigen Straße ca. 2 km bis zum Ziel folgen.
Adresse für Navi: Potovošće, 51516, Vrbnik, Kroatien
Plus Code: 3P72+XG Vrbnik, Kroatien
Koordinaten: 45.0644, 14.7014

Parkplatz direkt am Strand ist in der Hauptsaison kostenpflichtig, in der Nebensaison (Stand von 2022) kostenlos.

Ausgangspunkt ist mit öffentlichem Linienverkehr leider nicht erreichbar.



Weglänge: ca. 2,5 km (einfach)
reine Gehzeit: ca. 1:00 Stunde (einfach)
Höhenunterschied: ca. 160 Meter (insgesamt)
Höchster Punkt: namenloser Sattel (ca. 70 m)
Niedrigster Punkt: Meer (0 m)
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf schmalen Steigen mit mäßigen Steigungen
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T2 – Bergwandern
Trittsicherheit erforderlich: etwas Trittsicherheit stellenweise erforderlich
ausgesetzte Stellen: nein
Familientauglichkeit: gut geeignet
Barrierefreiheit: nein
Empfohlene Ausrüstung: Wander- oder Trekkingschuhe, Trinkflasche, evtl. Jause

Die Strandbar Potovošće hat nur in der Hauptsaison geöffnet.



Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.


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