Am dritten Tag auf Krk wird es unterirdisch. Wir besuchen eine der größten Naturattraktionen der Insel.
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…“, wusste bereits der deutsche Dichter Matthias Claudius. So will ich euch in dieser Serie über unsere Reise nach Kroatien im Frühjahr 2022 erzählen, die uns auf die Inseln Krk, Cres, Losinj und – als krönenden Abschluss – zu den Plitvicer Seen geführt hat.
Ein weiterer Regentag steht an – obwohl: den ganzen Vormittag bleibt es trocken. Für heute haben wir ein Ziel gewählt, das uns unabhängig macht vom Wetter. Denn es geht unter die Erde!
Wir machen uns auf den Weg nach Rudine ganz im Norden von Krk. Höhlen gibt es zwar zahlreiche auf dieser verkarsteten Insel, aber Biserujka ist die einzige erschlossene Tropfsteinhöhle. Ab April soll sie täglich geöffnet sein. Heute ist der 1. April, aber als wir am Parkplatz ankommen und weit und breit das einzige Auto sind, kommen mir da so meine Zweifel.

Doch tatsächlich ist seit heute offiziell geöffnet. Da wir im Moment die einzigen Besucher sind, erhalten wir eine Privatführung, und das für den regulären Eintrittspreis von gerade einmal 30 Kuna pro Person, was in etwa vier Euro entspricht. Mittlerweile hat Kroatien den Euro eingeführt und alles ist schlagartig viel teurer geworden. So zahlt man ein Jahr später satte 50 Prozent mehr, nämlich 6,- Euro pro Person.
Unsere Höhlenführerin bringt uns in sehr gutem Englisch nicht nur die Besonderheiten der Tropfsteinhöhle nahe, sondern erzählt uns auch sehr viel über die Insel selbst, ihre Geschichte und Kultur. Eine wirklich spannende Führung und eine kleine, aber sehr feine Höhle. Die Details schildere ich weiter unten.

Als wir zurück zum Ausgang kommen, hören wir über uns Donnergrollen. Dunkle Wolken hängen über dem Küstengebirge des nahe gelegenen Festlandes. Wir sind wohl gerade noch einmal verschont worden. Doch schon sieht man in der Ferne einen gewaltigen Regenschleier über dem schmalen Meeresstreifen zwischen Insel und Festland heranrollen. Das offene Meer erblickt man von Krk aus übrigens nirgends, denn im Norden und Osten befindet sich das kroatische Festland, im Süden und Westen benachbarte Inseln.
Weil der Regenschleier doch nicht in unsere Richtung zu ziehen scheint, beschließen wir noch zu einer kleinen Meeresbucht gleich unterhalb der Höhle zu wandern. Keine hundert Meter von der Tropfsteinhöhle entfernt blicken wir in den Abgrund einer Doline, deren Boden in einem schwarzen Loch verschwindet. Dies dürfte wohl der Eingang zu einer weiteren Höhle sein, die allerdings nicht erschlossen ist.



Das Gelände hinunter zur Bucht wirkt wie bei uns im Hochgebirge. Wir steigen teils über blanke, rippige Kalkfelsen ab. Dementsprechend spärlich ist die Vegetation. Kahle Sträucher, die noch nicht ausgetrieben haben – laut unserer Höhlenführerin war das Frühjahr bisher ungewöhnlich kalt, weshalb die Vegetation zwei Wochen hinten nach ist – wechseln sich ab mit viel Wacholder und einigen krüppelwüchsigen Kiefern. In der Krautschicht finden sich stechender Spargel, Currykraut, Salbei, Hornklee und eine nicht näher bestimmte Wolfsmilchart. Ganz klein am Boden sorgt der Reiherschnabel mit seinen weißen bis purpurnen Blüten für winzige Farbkleckse. Um die Sträucher ranken sich Stechwinden. Wie es scheint, schützen sich viele mediterrane Pflanzen mit Stacheln oder Dornen vor dem gefressen werden.






Doch die Bäume und Sträucher sehen nicht nur ob des kargen Bodens so mitgenommen aus: Hier im Norden der Insel fegt die Bura sehr stark über das Land und lagert ihre salzige Fracht, die sie zuvor aus dem Meer aufgenommen hat, auf die Vegetation ab. Viele Sträucher sehen deshalb wie verbrannt aus, als Folge der häufigen natürlichen Salzstreuung. Auch diese Info haben wir von der Höhlenführung mitgenommen.
Ein karges Leben für die Pflanzen also. Dennoch weiden hier Schafe, die wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen. Ihre Hinterlassenschaft ist jedoch überall am Boden verstreut und wird da und dort von Mistkäfern fachgerecht entsorgt.

Unten in der Bucht wird es etwas grüner, sie dürfte windgeschützter sein als das Plateau weiter oben. Auch ist die Bodenauflage deutlich dicker, sodass wir nicht mehr länger auf blankem Fels wandern.
Idyllisch ist sie, die schmale, keine hundert Meter breite Bucht. Doch leider ist sie auch etwas zugemüllt. Ich bezweifle, dass der herumliegende Müll an Ort und Stelle achtlos weggeworfen wurde. Vielmehr wird es wohl ein kleiner Ausschnitt des riesigen Problems der Meeresverschmutzung sein. Mittlerweile findet man weltweit kaum noch Küsten, an denen nicht regelmäßig unser Zivilisationsdreck – hauptsächlich in Form von Plastik – angespült wird. Ich bin ja nicht oft am Meer, aber gefühlt wird es mit jedem Mal schlimmer. Ein Problem, das noch viele Generationen nach uns beschäftigen wird. Ich kann nur hoffen, dass sie vernünftiger sein werden als wir, und dem Plastikwahn irgendwann einmal abschwören werden.





Von der Bucht aus haben wir keinen guten Blick auf den Horizont und so treten wir rasch wieder den Rückweg an, um nicht unverhofft in ein Gewitter zu geraten. Zurück geht es auf einem Karrenweg, der vom Höhleneingang in die kleine Bucht führt. Die Strecke ist zwar geringfügig länger, dafür müssen wir nicht über die Felsstufen aufsteigen und kommen insgesamt schneller voran. Kurz bevor wir wieder das Eingangshäuschen der Tropfsteinhöhle erreichen, vernehmen wir ein erstes Donnergrollen. Der Himmel verfinstert sich immer mehr. Als wir beim Auto sind, beginnt es zu regnen. Was für ein Timing!


Der Regen ist kräftig und anhaltend. Auf der Straße bilden sich teilweise große Pfützen. Ein Besuch von Omisaj, das am Rückweg liegt und mit einer netten kleinen Altstadt lockt, wird nach kurzem Zuwarten abgesagt, weil der Regen gar nicht mehr aufhören will. Dafür lassen wir den Tag wieder sehr ruhig ausklingen.
Fazit:
Die Biserujka Tropfsteinhöhle ist eine der größten Naturattraktionen der Insel Krk und für alle, die noch niemals eine solche Höhle besucht haben, eine großartige Gelegenheit sich so etwas einmal anzusehen. Zusätzlich lernt man auch viel über die Natur und das Klima der Insel.
Biserujka Špilja – Die Perlenhöhle
Nichts deutet auf eine Höhle hin, wenn man nordwestlich der Siedlung Rudine über die Karstebene wandert. Bei einem kleinen Häuschen, das mitten in der Landschaft steht, enden die Wegweiser. Der Eingang zur Tropfsteinhöhle befindet sich im Gebäude. Eine betonierte Treppe führt nur wenige Meter tief unter die Erdoberfläche. Das Dach der Höhle befindet sich nie mehr als sechs Meter unter Tage, der Höhlenboden am tiefsten Punkt etwa 13 Meter.
Weit braucht man nicht gehen, denn die Höhle ist nur etwas mehr als 100 Meter lang. Um 1900 soll sie entdeckt worden sein und der Sage nach befindet sich irgendwo ein Piratenschatz versteckt, der auch 123 Jahre später immer noch seiner Entdeckung harrt. Vielleicht haben die Piraten ihren Schatz, genannt „biser“ (= dt. Perle), auch schon längst in Sicherheit gebracht. 😉
Das Erste, was es zu entdecken gibt, ist das Skelett eines Höhlenbären. Es liegt in einer kleinen, von Scheinwerfern ausgeleuchteten Nische, dort wo es ursprünglich vorgefunden wurde. Allerdings befinden sich die Originalknochen in einem Museum in Rijeka, bei diesen hier handelt es sich um Repliken.

Ein schmaler Gang führt in zwei größere Hallen. Wie Wurzeln wachsen die Stalagtiten aus der Decke. Daran hängen – noch ganz benommen – einige Große Hufeisennasen, die gerade erst aus ihrem Winterschlaf erwacht sind. Eine schwache Beleuchtung sorgt dafür, dass man alles Wesentliche erkennen kann. Am beeindruckendsten finde ich die großen Vorhänge (= flächig wachsende Stalagtiten), sowie die unglaublich dichten Stalagtiten-Rasen an der Decke. Nicht zu vergessen, die dicken Baumwurzeln, die im hintersten Teil der Höhle, welcher nicht betreten werden darf, durch das Höhlendach brechen. Irgendwie haben sie es aber nicht auf die Fotos geschafft. Wer hätte gedacht, dass ich noch zu Lebzeiten die Wurzeln von unten sehen würde… 😉
Auch Stalagmiten und einige besonders beeindruckende Säulen (Stalagnaten) hat Biserujka zu bieten. Wie alt die Gebilde sind, kann übrigens niemand genau sagen. Normalerweise benötigt so eine Struktur dreißig Jahre um einen Millimeter (!) zu wachsen, das aber nur in dauerhaft feuchten Gebirgshöhlen. Weil diese Höhle aber direkt unter der Erdoberfläche liegt, fließt Wasser nur bei Regen durch. Und regnen tut es auf Krk bekanntlich eher selten, hauptsächlich in den Wintermonaten. Deshalb sind diese Strukturen hier vermutlich viel älter als vergleichbare Exemplare in Gebirgshöhlen.







Tiere leben in der ewigen Dunkelheit übrigens auch. Neben den bereits erwähnten Fledermäusen, die aber ein- und ausfliegen – weshalb der Höhleneingang auf einer Seite immer offen steht – wurden auch zahlreiche Kleinlebewesen in der Höhle entdeckt. Insgesamt hat man bisher 28 Arten identifiziert, zwei davon sind endemisch – kommen also nur auf Krk vor – wovon eine bislang nur in dieser Höhle gefunden worden sein soll. Es handelt sich dabei um einen Pseudoskorpion, also ein Tierchen, das aussieht wie ein Skorpion, allerdings ohne den für Skorpione typischen Stachel. Höhlenbären gibt es allerdings keine mehr, sie sind ja am Ende der letzten Eiszeit ausgestorben.
Anreise:
mit dem Auto:
Die D102 (Hauptverkehrsweg auf Krk) beim Kreisverkehr in Maršići verlassen, Beschilderung nach Dobrinj/Šilo. Nach 750 Metern links abbiegen, Beschilderung nach Soline. Dem Straßenverlauf bis in die Bucht von Soline folgen, in der Bucht sogleich links abbiegen nach Čižići. Dieser Straße für 1,5 km bis zu einer Kreuzung folgen. An der Kreuzung rechts abbiegen, die Höhle ist hier bereits sehr prominent ausgeschildert. Der schmalen Straße für ca. 3 km bis zum Ende folgen.
Adresse für Navi: Parkplatz Biserujka, Rudine 5, 51514, Rudine, Kroatien
Plus Code: 5JP6+C4 Rudine, Kroatien
Koordinaten: 45.1860, 14.6102
Parken:
Kostenlose Parkplätze vor Ort.
mit Öffis:
Ausgangspunkt ist mit öffentlichem Linienverkehr leider nicht erreichbar.
Der Ausgangspunkt auf der Karte:
Öffnungszeiten und Preise:
Die Höhle Biserujka ist von April bis Oktober täglich geöffnet. Die Öffnungszeiten variieren je nach Monat, in der Hochsaison (Juli, August) ist von 9 – 18 Uhr geöffnet, in den anderen Monaten entsprechend kürzer. Von November bis März ist die Höhle geschlossen.
Die genauen Öffnungszeiten findet man auf der offiziellen Webseite der Höhle.
Fotografieren ist in der Höhle übrigens erlaubt, allerdings nur ohne Blitzlicht!
Eintrittspreise (Stand 2023):
| Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren: | 6,- Euro |
| Kinder von 5 – 12 Jahren: | 4,- Euro |
| Kinder unter 5 Jahren: | frei |
Einkehrmöglichkeiten:
Vor Ort keine Einkehrmöglichkeiten.
Letzte Eindrücke aus Rudine:



Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.
Dies war der dritte Teil unserer Kroatienreise 2022. Das Wetter sollte von diesem Tag an (vorerst) immer besser werden. Im nächsten Beitrag wird es aber erst einmal wieder um Naturerlebnisse gehen, die etwas näher gelegen sind.
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