Falkensteinrunde Inzell – Winterwandern im Chiemgau

Schon länger stand die Falkensteinrunde in Inzell auf meiner Liste. Warum? Ganz einfach: Welche Wanderung kann schon mit drei Seen innerhalb von zwei Stunden aufwarten? Dazu kommt auch noch ein Wasserfall, wenn man einen kurzen Abstecher in Kauf nimmt. Aber alles der Reihe nach…


⭐ Der Falkensee: Naturidylle zu jeder Jahreszeit

⭐ Der Weißbachfall: Der Kraftplatz schlechthin auf dieser Runde

⭐ Der Wald: Winterwonderland mit vielen Baumlawinen

⭐ Die Ausblicke: Von schroffen Felsgipfeln bis hin zur sanften Tallandschaft, viel abwechslungsreicher geht’s nicht mehr


Die Sonne hat sich schon länger nicht mehr gezeigt. Doch heute soll der Tag sein, an dem sie endlich wieder zum Zug kommt. So zumindest haben die Meteorologen es versprochen. Ein Ausflug muss also her!

Weil ich zurzeit schlecht im Planen bin, wird es eine recht spontane Geschichte. Zuerst verschlägt es mich an den Thumsee bei Bad Reichenhall. Doch da sind mir eindeutig zu viele Menschen unterwegs. Ein Farbklecks nach dem anderen zieht sich am Ufer entlang. Ein richtiges Gewusel ist das. Da steige ich doch direkt wieder ins Auto und fahre weiter.

Nächster Halt: Inzell. Hier waren wir erst letzten Sommer, um den Frillensee zu erkunden.


Zum idyllische Frillensee – Wandern im Chiemgau

Er soll der kälteste See Mitteleuropas sein. Aber kann das wirklich stimmen? Wir haben uns am bekannten Frillensee bei Inzell etwas umgesehen. Den Grund für die Kälte haben wir gefunden. Doch sobald man am Ufer steht und die Landschaft erblickt, erscheinen all diese Details plötzlich gar nicht mehr wichtig……


Heute sollte es jedoch ein anderes Ziel werden!

Der Rundweg um den Falkenstein führt direkt am großen Eisstadion, der Max Aicher Arena, vorbei. Dieses ist der ideale Ausgangspunkt und bietet zudem kostenlose Parkplätze.

Gleich neben dem Eisstadion haben wir auch schon unseren ersten See, den Zwingsee. Von dem knapp 300 Meter langen und 100 Meter breiten See kennt man – im Gegensatz zu den anderen beiden Seen der Falkensteinrunde – das Geburtsjahr ganz genau: 1925! In diesem Jahr sind die Inzeller auf die Idee gekommen, dass ein Badesee den Ort für Touristen attraktiver machen würde. Also hat man kurzerhand einen Bach aufgestaut und das Badewasser etwa fünf Meter tief einlaufen lassen. Dazu wurde eine Badeanstalt aus Holz errichtet und fertig war der Badesee.

Baden kann man heute freilich nicht, es sei denn man ist hartgesotten und mit entsprechendem Werkzeug ausgerüstet. Der Zwingsee ruht nämlich unter einer dicken Eisdecke. Nur der hintere Bereich ist eisfrei. Hier zeigt er sich äußerst idyllisch, mit kleinen, durch Landbrücken abgetrennten Becken.

Gleich nach dem Zwingsee führt der forststraßenartige Spazierweg mit einer kurzen Steigung hinauf zur Deutschen Alpenstraße. Der nächste halbe Kilometer ist der unangenehmste Teil der Falkensteinrunde, dafür ist er aussichtsreich. Entlang der stark und mit hoher Geschwindigkeit befahrenen Straße, die aber immerhin durch einen Grünstreifen vom Spazierweg getrennt ist, geht es bis zum Gasthof Zwing, der sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet und durch eine Unterführung sicher erreichbar ist. Auch hier kann man in die Falkensteinrunde einsteigen, allerdings ist der Wanderparkplatz Zwing gebührenpflichtig.

Bald ist eine Wegkreuzung erreicht. „Weißbachfall 15 Minuten“ besagt einer der zahlreichen Wegweiser. Ja, die Falkensteinrunde ist sehr gut beschildert, Verlaufen fast unmöglich.
Diese 30 Minuten Zusatzweg will ich mir gönnen, wenn ich schon mal hier bin. Am Ende sollte es auch deutlich kürzer als 15 Minuten sein! Der Weg zum Wasserfall führt zuerst leicht, dann mäßig steil bergab.

Die Schneeräumung – habe ich bereits erwähnt, dass die Falkensteinrunde perfekt geräumt und somit barrierefrei ist? – endet alsbald, aber der Schnee ist nicht tief, reicht gerade einmal bis zu den Knöcheln. Ich kann mich erinnern, dass ich vor vielen Jahren den Weg zum Wasserfall von Zwing aus schon einmal im Winter in Angriff nehmen wollte. Damals sank ich allerdings bis zu den Oberschenkeln in Schnee ein und gab das Unterfangen nach kurzer Zeit auf.

Der Weg, der nun nicht mehr barrierefrei ist, führt wieder auf die Deutsche Alpenstraße zu, biegt zuvor allerdings nach links ab, überquert einen Bach und führt schließlich über eine Treppe sehr spektakulär unter der steinernen Straßenbrücke hindurch. Unterhalb der Straße geht es entlang der ehemaligen Soleleitung – das dicke Stahlrohr liegt immer wieder vor den Füßen herum – zum Wasserfall. Von oben ist die Sicht durch die Bäume deutlich eingeschränkt. Allerdings führt ein Treppenweg – bei Schnee ziemlich rutschig! – direkt zur Prallzone des Weißbachfalls hinunter. Trotz der kalten Witterung ist der Fall nicht schlecht gefüllt. Im Sommer ist er allerdings noch schöner, wenn man sich auf den Steinterrassen niederlassen kann. Ein Kraftplatz und ein Highlight, das man auf der Falkensteinrunde unbedingt mitnehmen sollte!

Zurück geht es auf demselben Weg wieder zur Falkensteinrunde. Dabei wird auch erstmals der Blick auf den durchaus spektakulären Falkenstein frei.

Der Weg zum nächsten Highlight verläuft hauptsächlich durch Wald. Mächtige Fichten säumen die nun wieder perfekt schneegeräumte Forststraße. Dazwischen blitzen immer wieder die schneebedeckten Felswände eines Gebirgszuges im Osten durch. Bald erreiche ich eine Lichtung und die Felswände türmen sich in voller Größe vor mir auf. Es handelt sich beim Gebirgszug um einen Ausläufer des Staufenmassivs, der – soweit ich aus der Karte herauslesen konnte – keinen eigenen Namen hat. Der höchste Gipfel ist das Gruberhörndl (1493 Meter).

Trotz der Wetterprognose tut sich die Sonne etwas schwer. Der Himmel ist leicht getrübt und erscheint milchig. Aber trotzdem würde ich den Tag unter der Kategorie „perfektes Winterwetter“ einordnen. Auch Baumlawinen sind immer wieder zu beobachten, dieses Mal hab ich auch eine ganz gut erwischt. 😉

Bald nach der Lichtung wird es abseits des befestigten Weges etwas mooriger. Dunkle Wasserflächen heben sich überdeutlich vom schneebedeckten Erdboden ab. Schließlich taucht er rechts unterhalb des Weges auf: Der Falkensee.

Wow, welch eine Idylle! Mir fallen nicht die richtigen Worte ein, um die Szenerie zu beschreiben. Da lass‘ ich doch lieber die Bilder sprechen:

Baden ist aus Naturschutzgründen verboten. Allerdings würde im Falkensee, selbst wenn es erlaubt wäre, wohl kaum jemand baden wollen. Es handelt sich um einen Karstwassersee, dessen Temperaturen nur eine geringe jahreszeitliche Schwankungsbreite aufweisen. Also eiskalt im Sommer, im Winter dafür meist eisfrei.

Weiter führt der Weg durch den wunderschönen winterlichen Wald. Zur Rechten fließt der Falkenseebach aus dem Falkensee. Dort wo der Rundweg über den erstaunlich breiten Bach führt, zweigt links ein nicht beschilderter Forstweg ab. Dieser führt zu unserem letzten See der Falkensteinrunde, den Krottensee.

Ich weiß, ich weiß. Es hieß, bitte auf den Wegen bleiben, damit man die Wildtiere nicht erschreckt. Aber in diesem Fall kann ich das vertreten, denn ich kann einer bereits stark ausgetretenen Spur folgen und begegne dabei sogar anderen Menschen. Es handelt sich also um einen Weg, der von Insidern und Kartenkundigen regelmäßig frequentiert wird. Wenn ein Weg regelmäßig begangen wird, können sich die Tiere darauf einstellen und meiden diesen Bereich einfach. Etwas ganz anderes wäre es, wenn Menschen kreuz und quer durch den Wald liefen. Doch dafür kann ich zum Glück keinerlei Hinweise finden, dass dies der Fall wäre.

Wären da nicht die Karte und diverse Hinweisschilder, ich wüsste nicht, dass ich vor einem See stehe. Eine schneebedeckte ebene Fläche breitet sich vor mir aus. Nach der Schneeschmelze ist hier bestimmt alles voller Leben. Schon der Name „Krottensee“ leitet sich von Kröten ab, die hier ein perfektes Laichgewässer vorfinden.

Auch die Aussicht kann sich sehen lassen und vielleicht spiegelt sich bei Eisfreiheit sogar der Gipfel des Falkensteins in den dunklen Fluten des kleinen Moorsees. An das Ufer gelangt man dann allerdings nicht, denn es ist von Schwingrasen umgeben, in die man unweigerlich einsinken (und sie dabei zerstören) würde. Überflüssig zu erwähnen, dass das Betreten des Uferbereiches und das Baden verboten sind.

Auf dem offiziell ausgeschilderten Wanderweg zum Krottensee geht es zurück zum Falkensteinrundweg. Dieser wendet sich nun dem Inzeller Becken zu, der Blick erstreckt sich in Richtung Norden über die weite Tallandschaft und auf die sanfteren Berge der Flyschzone im Hintergrund.

Am Einstieg zur Langlaufloipe erreiche ich schließlich den Ortsrand von Inzell. Noch schnell ein Blick zurück auf das Gruberhörndl, dann verläuft die Falkensteinrunde weiter durch Siedlungsgebiet. Macht aber nichts, denn die Sonne verschwindet ohnehin gerade hinter dem Streicher.

Ein Abschneider durch den Wald ist dann nicht mehr barrierefrei. Allerdings gelangt man mittels einem kleinen Umweg auch über die Straße und einen Feldweg ans Ziel. Zwischen den Bäumen kommt die Max Aicher Arena bereits in Sicht. Wenig später komme ich bei Anbruch der Dämmerung am Parkplatz an.

Ein wunderschöner Spaziergang durch abwechslungsreiche Landschaft mit zahlreichen Highlights. Hier lässt es sich zu jeder Jahreszeit hervorragend wandern und ich werde definitiv im Sommer wiederkehren.


Von der A8 (München-Salzburg) an der Ausfahrt Traunstein/Siegsdorf abfahren und auf der B306 (Deutsche Alpenstraße) weiter nach Inzell fahren. Kurz vor dem Ortsende von Inzell links zur Max Aicher Arena abbiegen.
Adresse für Navi: Reichenhaller Str. 79, 83334 Inzell, Deutschland
Plus Code: QQ32+3J Inzell, Deutschland
Koordinaten: 47.7518, 12.7508

Kostenlose Parkplätze direkt am Ausgangspunkt.

Der RVO-Bus Linie 9526 verkehrt mehrmals täglich zwischen Traunstein und Bad Reichenhall via Inzell. Die Haltestelle Zwingsee Eisstadion befindet sich etwa 5 Gehminuten vom Ausgangspunkt entfernt.

Genaue Fahrzeiten finden sich auf der Webseite des RVO.



Weglänge: ca. 8,5 km
reine Gehzeit: ca. 2:30 Stunden (inkl. Abstecher zum Weißbachfall)
Höhenunterschied: ca. 100 Meter (inkl. Abstecher zum Weißbachfall)
Höchster Punkt: Waldweg oberhalb von Inzell (ca. 737 m)
Tiefster Punkt: Weißbachfall (ca. 668 m)
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf geräumten Forst- und Spazierwegen, zum Weißbachfall auf schmalem Steig
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T1 – Wandern (zum Weißbachfall T2 – Bergwandern)
Lawinengefahr: keine, von den Bäumen können allerdings Baumlawinen abgehen
Trittsicherheit erforderlich: nein, außer beim Abstieg zum Wasserfall bei winterlichen Bedingungen (optional)
ausgesetzte Stellen: nein
Familientauglichkeit: hervorragend geeignet
Barrierefreiheit: ja (bis auf Abstecher zum Weißbachfall)
Empfohlene Ausrüstung: Winterwanderschuhe


Ob der Gasthof Zwing überhaupt bewirtschaftet ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Im Internet konnte ich nichts darüber herausfinden, was heutzutage wohl eher dafür spricht, dass es aktuell keinen Betrieb gibt.
➡ Schreib es gerne in die Kommentare, falls du mehr Infos dazu hast!

Unweit von Zwing steht der FuadaWogn von Michi & Franz. Aus dem Foodtrailer werden Burger (inklusive veganer Option), Pommes, Pofesen und natürlich Getränke verkauft. Ob er gerade in Betrieb ist, erfährst du durch die Hinweisschilder, welche am Rundweg aufgestellte sind und die dich auch gleich hin lotsen.

Am Ausgangspunkt befindet sich gleich gegenüber der Max Aicher Arena das Restaurant Massimo.



Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.


Im nächsten Beitrag möchte ich dich noch einmal in den Spätwinter entführen. Komm mit auf eine feine Wanderung vom Frühling in den Winter! Danach habe ich dann aber genug vom Schnee und freue mich schon, dir wieder von wärmeren Naturerlebnissen zu berichten.

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