Rund um den Höglwörther See – Wandern im Berchtesgadener Land

Fragst du dich vielleicht manchmal, ob Natur und Kultur überhaupt im Einklang miteinander existieren können? Am Höglwörther See in Oberbayern haben wir die Antwort auf diese Frage gefunden. Aber mach dir am besten dein eigenes Bild davon!


Der Högl ist ein 827 Meter hoher Berg der Flyschzone am nördlichen Alpenrand in Oberbayern. Dort, wo der sanfte Bergrücken im Westen ausläuft, liegt ein kleiner See. Einst befand sich darin eine Insel. Bereits 1125 wurde auf dieser ein erstes Kloster gegründet. Zuvor soll es bereits eine römische Kultstätte an jener Stelle existiert haben. Der Name des Klosters lautete „Höglwörth“, genauer: Augustiner Chorherrenstift Höglwörth. Das Wort „Wörth“ leitet sich von dem norddeutschen „Werder“ ab und bezeichnet ein von Wasser eingeschlossenes Land, also eine Insel. Höglwörth kann also etwa mit Insel beim Högl übersetzt werden. Für Högl selbst konnte ich keine Worherkunft eruieren, eine Ableitung von „Hügel“ erscheint mir jedoch naheliegend zu sein. Die Insel im See verlandete im Laufe der Jahrhunderte zu einer Halbinsel und auch das Kloster ist längst aufgelöst.

Höglwörther See mit dem Högl links im Hintergrund

Der Höglwörther See liegt in einer kleinen Senke. Eine schmale Stichstraße führt direkt an das Ufer. Hier befindet sich auch der Besucherparkplatz, der Ausgangspunkt des Rundweges um den See. Der Weg führt durch den Schilfgürtel zu einer malerischen Holzbrücke, welche den Abfluss des Sees, den Ramsauer Bach, überspannt. Ein Teppich aus See- und Teichrosen begleitet uns zu beiden Seiten beim Überqueren der Brücke. Auf der anderen Seite werden wir von dichtem Wald in Empfang genommen.

Der Rundweg führt am oder nahe des Ufers um den kleinen See. Beeindruckend sind immer wieder die Ausblicke auf das ehemalige Kloster, das sich perfekt in diese Landschaft schmiegt. Das ist der Unterschied zu vielen modernen Bauwerken: Die historischen wirken oft, als würden sie in die Landschaft gehören, als wären sie selbst Teil der Natur. Die modernen wirken hingegen oft wie Fremdkörper.

Nach etwa der Hälfte des Rundweges mündet der Höglwörther Seebach in den See. Über zahlreiche betonierte Kaskaden stürzt der größte Zufluss des Höglwörther Sees in die 30 Meter tiefe Senke, in welcher wir uns gerade befinden, herab. Das schaut interessant aus und ein Weg führt parallel zum Bach nach oben. Also erklimmen wir die paar Höhenmeter. Oben mündet der Weg jedoch in eine Asphaltstraße. Enttäuscht stellen wir fest, dass die Landschaft hier nichts Besonderes zu bieten hat und steigen wieder ab zum See.

Der Höglwörther See liegt übrigens in einem Naturschutzgebiet. Schwimmen ist jedoch erlaubt, allerdings nur in den markierten Zonen. Das Seebad stammt noch aus einer Zeit lange bevor das Schutzgebiet ausgewiesen wurde. Beindruckend ist auch die Wildnis, die sich immer wieder präsentiert, mit überhängenden Bäumen, die ihre Kronen knapp über dem Wasser ausbreiten.

Schließlich verlassen wir den Wald und wandern wieder ein Stück am Schilfgürtel entlang. Dann umrunden wir das ehemalige Kloster – der See wird übrigens manchmal auch als „Klostersee“ bezeichnet – auf der Landseite mit toller Aussicht auf den Teisenberg im Westen. Kurz darauf stehen wir auch schon wieder am Ausgangspunkt.

Das Kloster wurde 1817 aufgelöst. Die Gebäude befinden sich seit 1821 im Privatbesitz der Brauereifamilie Wieninger und sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul hingegen, ist heute eine katholische Filialkirche der Pfarre Anger. Im Dunstkreis des Klosters ist auch ein kleines Dorf entstanden, dessen Herzstück der Brauhof ist. In diesem ist auch heute noch eine Gaststätte, der Klosterwirt Höglwörth, untergebracht. Details zum Kloster und seiner Geschichte würden den Rahmen dieses Beitrags aber bei weitem sprengen. Wer mehr darüber wissen möchte, kann sich hier schlau machen.

Höglwörth mit Teisenberg im Hintergrund

Es ist früher Nachmittag und wir bekommen langsam Hunger. Deshalb zieht es uns in die Gaststätte. Weil es bis vor Kurzem noch ein regnerischer Tag war, ist der Gastgarten leider geschlossen. In der Gaststube sitzt man recht beengt und sie ist sehr gut besucht. Es ist laut und die Luft in den alten Gemäuern feucht und stickig. Das ist wohl ein Markenzeichen alter Braugasthöfe. 😉

Nach dem Essen wollen wir noch einen kleinen Verdauungs-Spaziergang machen. Wieder überqueren wir die Holzbrücke, halten uns dann aber rechts und folgen dem Ramsauer Bach (manchmal auch als Ramsaubach bezeichnet) ein Stück flussabwärts. Vorbei an einem Moorgebiet wandern wir auf einem Abschnitt des Jakobswegs, der von Teisendorf nach Höglwörth führt. Besonders beeindruckt bin ich einmal mehr von der Aussicht auf das ehemalige Kloster mit dem mächtigen Staufen als Hintergrund. So wandern wir noch etwa einen Kilometer weit in das Tal hinein, bis wir schließlich umkehren und zurück zum Auto gehen.

Wer nach einer richtigen Wanderung sucht, wird am Höglwörther See eher nicht fündig werden. Für einen Spaziergang für die ganze Familie in traumhafter Natur- und Kulturkulisse ist der kleine See im Alpenvorland jedoch das perfekte Ausflugsziel.

Höglwörther See mit Teisenberg

⭐ Der idyllische See mit seinen stellenweise verwilderten Uferbereichen

⭐ Der harmonische Mix aus Natur- und Kulturlandschaft

⭐ Die wildromantische Bergkulisse im Hintergrund

⭐ Die von Seerosen gesäumte Holzbrücke


Auch der Höglwörther See entstand nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren. Interessant ist, dass es sich um einen seltenen Endmoränensee handelt.

Meist schaut die Entstehung eines eiszeitlichen Sees so aus: Eis in Form von Gletscherzungen füllt die Täler aus. Dann wird es wärmer und das Eis beginnt zu schmelzen. In Geländevertiefungen, welche die Gletscher oft selbst ausgeschürft haben, sammelt sich das Schmelzwasser und bildet einen See.

Beim Höglwörther See ist es aber etwas anders gelaufen:
Als die Gletscher abschmolzen, war die gesamte Gegend von Schottern, welche die Geltscher mit sich transportiert hatten, bedeckt. Das Schmelzwasser floss nach Norden ab und spülte dabei das breite Flussbett des heutigen Ramsauer Baches aus. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem Urstromtal. Auch der Vorgänger des heutigen Höglwörther Seebachs war sehr aktiv. Er mündete vom Westen in dieses Tal, so wie er auch heute noch vom Westen in den See mündet. Dabei führte er so viel Schotter mit sich, dass er langsam begann, das Tal damit aufzufüllen. Mit der Zeit bildete sich auf diese Weise ein natürlicher Damm, der schließlich den See aufstaute. Der Ramsauer Bach musste sich in Folge einen neuen Weg suchen. Er tritt heute am Ostufer des Sees aus, fließt um diesen Schotterwall herum und folgt dann wieder dem Urstromtal. In Teisendorf mündet er in die Sur.

Ich weiß, das klingt erst mal kompliziert. Wirf gerne einen Blick auf die Umgebungskarte weiter unten, dann wird es vielleicht ein wenig verständlicher.

Der Wasserspiegel lag damals übrigens noch um einiges höher. Seither verlandet der Höglwörther See stetig. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass das Kloster bei seiner Gründung 1125 noch vollständig von Wasser umgeben war, während es heute auf einer Halbinsel liegt.

Die Wasserqualität des Höglwörther Sees ist nicht die beste. Dennoch ist er Natura 2000 Schutzgebiet nach FFH-Richtlinie. Wie passt das zusammen?
Nun, ich habe euch ja schon die Seerosen gezeigt. Wasserpflanzen, wie die Seerosen, sind angewiesen auf einen gewissen Nährstoffgehalt. Allerdings nicht zu viel, ansonsten beginnen die Algen alles zu überwuchern und der See kippt. Und weil solche Bedingungen heute nur noch selten zu finden sind, ist der See ein schützenswertes Biotop. Und die Seerosen sind auch wirklich schön anzuschauen!

Wasserspiegel:532 m ü. NN
maximale Tiefe:6,4 Meter
Länge:560 Meter
Breite:ca. 400 Meter
Wasserfläche:13,4 Hektar
Zufluss:Höglwörther Seebach, kleinere Bachläufe
Abfluss:Ramsauer Bach
Höglwörth mit Staufen

Von der A8 (München-Salzburg) bei Ausfahrt Bad Reichenhall abfahren und Richtung Bad Reichenhall halten. Bald nach dem großen Kreisverkehr an der Autobahn rechts Richtung Anger/Teisendorf abbiegen. Auf dieser Straße nach und durch Anger fahren. Nach dem Ortsende von Anger verläuft die Straße kurz durch einen kleinen Wald, danach sind es noch ca. 700 Meter bis zur beschilderten Abzweigung nach Höglwörth. Der Höglwörther Straße links hinunter bis zum Parkplatz am See folgen.
Adresse für Navi: Höglwörther Str. 21, 83454 Anger, Deutschland
Plus Code: RR8W+JR Anger, Deutschland
Koordinaten: 47°48’58.4″N 12°50’50.4″E

Kostenloser Parkplatz direkt am Ausgangspunkt. Ich kann mir aber vorstellen, dass dieser bei schönerem Wetter rasch überfüllt ist.

Der RVO-Bus Linie 829 verkehrt unter der Woche mehrmals täglich zwischen Bad Reichenhall und Teisendorf. Die Haltestelle Höglwörther See befindet sich oben an der Hauptstraße. Bis zum Ausgangspunkt sind es lediglich 5 Minuten Fußweg.
Achtung: An Wochenenden und Feiertagen ist leider keine Anreise mit öffentlichem Verkehr möglich!

Genaue Fahrzeiten finden sich auf der Webseite des RVO.



Weglänge: ca. 1,8 km
reine Gehzeit: ca. 30 Minuten
Höhenunterschied: ca. 20 Meter
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf breiten Spazierwegen praktisch ohne Steigungen
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T1 – Wandern
Trittsicherheit erforderlich: nein
ausgesetzte Stellen: nein
Familientauglichkeit: hervorragend geeignet für Kinder jeden Alters, zudem kinderwagentauglich
Barrierefreiheit: ja
Empfohlene Ausrüstung: bequeme Schuhe

Der Klosterwirt Höglwörth liegt direkt am Ausgangspunkt.


Die Feuchtwiesen am Ostufer sind zum Ende des Sommers gespickt mit Herbstzeitlosen
Baden erlaubt am Südostufer
Nochmals Höglwörth mit Staufen. Dieses Motiv hat es mir besonders angetan…

Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.


Auch der nächste Beitrag wird nochmals einer mit Handyfotos sein. Und zwar wird es erneut nach Oberbayern gehen, gar nicht so weit vom Höglwörther See entfernt. Nur soviel vorweg: Abermals bereute ich, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte…

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