Ein Erlebnis der besonders frostigen Art bietet der schattige Nussensee bei Bad Ischl. Im Rahmen einer abwechslungsreichen Rundtour haben wir ihm einen Besuch abgestattet und uns von der Tragfähigkeit seiner Eisdecke selbst überzeugen können. Zieh‘ dich warm an!
Diese Highlights erwarten dich auf einer Winterwanderung zum Nussensee:
⭐ Der eisbedeckte Nussensee in der kargen Winterlandschaft
⭐ Die Wanderung durch die enge Schlucht des Nussenbaches
⭐ Der Ausblick auf die Bergwelt der Umgebung
⭐ Die türkis-grüne Ischl inmitten der farbarmen Winterlandschaft
Der Jänner 2022 ist bereits weit fortgeschritten und wir halten immer noch bei einer hauchdünnen Schneedecke. Während andernorts strahlender Sonnenschein einen perfekten Wintertag einläutet, empfängt uns der Wolfgangsee mit einer trüben Nebelsuppe.
Heute sind wir ausnahmsweise einmal etwas früher unterwegs und auf der Hinfahrt male ich mir schon die tollsten Motive aus, wenn später die Sonne durch die Nebeldecke brechen wird. Doch aus strahlend blauem Himmel und wärmenden Sonnenstrahlen sollte dieses Mal nichts werden. Das war aber auch nicht zu erwarten, denn der Nussensee liegt am nördlichen Fuße des Katergebirges und somit von November bis Februar im Dauerschatten.
Der Nebel und die frostigen Temperaturen haben aber auch ihre schöne Seite und produzieren filigrane Gebilde aus Eis:





Unsere heutige Tour ist übrigens kein offizieller Rundweg. Vielmehr habe ich sie selbst zusammengestellt. Sie besteht aus vier sehr unterschiedlichen Teilen, was sie äußerst abwechslungsreich macht.
Als Startpunkt habe ich die kleine Ortschaft Pfandl gewählt, die direkt an der Wolfgangseestraße (B158) zwischen der Landesgrenze und Bad Ischl liegt. Dort kann man bei der Kirche kostenlos parken und auch eine Bushaltestelle befindet sich unmittelbar am Ausgangspunkt.
Tourenbeschreibung in aller Kürze:
Ausgangspunkt: Parkplatz bei Pfarrkirche Pfandl
Verlauf: Erst auf Asphalt, dann über Forst- und Waldwege zum Nussensee, Rundweg um den Nussensee, Abstieg entlang des Nussenbaches bis zur Ischl und entlang dieser zurück zum Ausgangspunkt. +++ 9 km / ca. 200 hm / ca. 3 Std. reine Gehzeit
Detailierte Tourenbeschreibung mit Karte und gpx-Daten gibt es hier.
Bevor es losgeht: Nahrung ist im Winter rar für Wildtiere. Jede Flucht vor Menschen, die in ihre Lebensräume eindringen, verbraucht Energie, die ihnen am Ende für das Überleben dieser kargen Zeit fehlen könnte.
➡ Bleib deshalb bitte auf den Wegen und vermeide unnötigen Lärm!
Der Aufstieg zum Nussensee
Vom Parkplatz marschieren wir zur Hauptstraße (B158) und folgen dieser nach links Richtung Bad Ischl, allerdings nur für 150 Meter bis zur Brücke über die Ischl. Nach der Brücke können wir sogleich durch die Unterführung auf die andere Straßenseite wechseln. Zum Glück, denn der stark befahrenen Straße entlangzuwandern macht wirklich keinen Spaß.
Nach der Unterführung folgen wir der kleinen Asphaltstraße bergauf. Sie führt uns rasch weg von der lärmenden B158. Bald erreichen wir die Siedlung Lindau. Die Straße macht einen Rechtsknick, doch wir halten uns geradeaus und zweigen in eine sehr schmale Asphaltstraße ab. Keine Sorge, der Nussensee ist bereits ausgeschildert. Achte auf grüne Wegweiser mit weißer Schrift und folge dem Fußweg zum See, nicht der Autostraße, die in gleicher Weise ausgeschildert ist!
Obwohl wir uns weiterhin auf einer Asphaltstraße befinden, führt sie uns sehr idyllisch an einem Bach entlang durch einen kleinen Graben. Der Frost hat hier fantastische Skulpturen aus Eis entstehen lassen:




Bald öffnet sich die Landschaft vor uns wieder und wir treffen auf eine etwas breitere Straße, der wir nach links folgen. Ja, die ersten zwei Kilometer verlaufen über Asphalt und es sind einige Abzweigungen zu beachten, aber das wird sich sehr bald ändern. Alle Abzweigungen sind auch gut ausgeschildert.
Kurz darauf ist das letzte Gehöft erreicht, der Asphalt zu Ende und unser Weg führt als Forstweg in den Wald. Interessanterweise geht es zunächst leicht bergab, bis das Gelände kurz darauf vor uns anzusteigen beginnt. Der Forstweg geht über in einen Waldweg und führt uns bald an einer Lichtung vorbei, von der aus man bestimmt einen wunderbaren Ausblick hat, wenn es nicht gerade nebelig ist.





Seit einiger Zeit ist uns schon aufgefallen, dass der Himmel über uns dunkler zu werden scheint. Kann das der dunkelblaue Winterhimmel sein, der durch den Nebel hindurch schimmert?

Tatsächlich, er war es. Kurz bevor wir den höchsten Punkt der Tour erreichen, tauchen plötzlich im Norden die sonnenbeschienenen Abhänge des Leonsbergs (1.745 m) zwischen den Bäumen auf. Allerdings gewährt das Astwerk keine freie Sicht, so dass ich euch ein Foto davon leider schuldig bleiben muss.
Doch weder bedeutet das, dass wir uns gleich in Sonnenstrahlen baden dürfen – wie gesagt befinden wir uns im Schatten des Katergebirges – noch, dass es auch so bleiben wird. Denn am höchsten Punkt des Weges auf etwa 660 Meter angelangt, geht es nun hinunter zum Nussensee, der auf lediglich 604 Meter in einer Senke liegt. Und schon tauchen wir wieder in den Nebel ein.
Der Nussensee:

Am nördlichen Fuße des Katergebirges liegt – versteckt in einer Senke auf 604 Meter Meereshöhe – dieser 10 Hektar kleine Karstwassersee. Während er im Sommer Badetemperaturen erreicht, bildet sich im Winter aufgrund der schattigen Lage rasch eine dicke Eisdecke aus.
Ein markantes Merkmal sind seine ausgeprägten Pegelschwankungen: Während bei Normalwasser der See eine Tiefe von 18 Metern erreicht, kann der Pegel im Winter auf sieben Meter und weniger absinken. Grund dafür ist, dass der Nussensee fast ausschließlich durch unterirdische Karstquellen vom über ihm liegenden Katergebirge gespeist wird, die im Winter versiegen können. Der Abfluss erfolgt über den Nussenbach in die Ischl.
Um den See führt ein sehr schön angelegter Wanderweg. Liegeflächen sind an seinem bewaldeten Ufer hingegen kaum zu finden, so dass der Nussensee zwar gut für eine kurze Abkühlung, für einen Badetag hingegen eher weniger geeignet ist.
Rund um den Nussensee
Mittlerweile befinden wir uns wieder auf einem Forstweg, der uns fast schnurgerade 50 Höhenmeter nach unten führt, bis wir am Wegweiser links auf den Nussenseerundweg abbiegen. Ab hier bewandern wir einen schmalen Steig, der zumeist ein paar Höhenmeter oberhalb des Wasserspiegels um den See führt, gerade im hinteren Bereich aber auch einige Seezugänge bietet.

Schon lange bevor wir auf Höhe des Sees gelangen, hören wir recht merkwürdige Geräusche von unten heraufdringen. Sehen können wir nichts, nicht einmal den See, zu dicht ist der Nebel. Die Laute sind sehr schwer zu beschreiben, am ehesten wie ein riesiges Sägeblatt, das sich hin und her biegt. Trotzdem kommt mir bald ein Verdacht, der sich schließlich auch bestätigen sollte.
Es sind die Geräusche von Schlittschuhläufern, die mit ihren Kufen die gesamte Eisdecke gleich einer riesigen Membran zum Schwingen bringen. Drei junge Männer scheint dies so zu faszinieren, dass sie sich regelrecht einen Wettbewerb liefern, wer die lautesten Geräusche produzieren kann. Für die Tierwelt rund um den See sicherlich weniger lustig, ist es dennoch spannend zu beobachten, mit welcher Geschwindigkeit sich die Schallwellen im Eis fortpflanzen.
Im hinteren Bereich des Sees, wo das Ufer etwas flacher ist, beschließen wir eine kleine Pause einzulegen. Allmählich beginnt sich auch der Nebel am See zu lichten und immer mehr Details werden sichtbar. Über uns erscheinen die Gipfel des Katergebirges. Wir erkennen die Kathrin (1.542 m), den Hausberg von Bad Ischl mit ihrem markanten Sendeturm.









Sehr lange dauert unsere Pause nicht, zu frostig sind die Temperaturen, um es ohne Bewegung auszuhalten. Selbst der heiße Tee kann da nicht wirklich abhelfen. Am Südufer des Sees wird das Gelände steiler, der Weg herausfordernder, vor allem weil es stellenweise auch eisig ist. Doch nachdem sogar ein mit seiner Großmutter vor uns laufender, geschätzt Vier- bis Fünfjähriger problemlos und beneidenswert unbekümmert die vereisten Stellen meistert, sollte der Weg auch für weniger Geübte machbar sein.
Der See ist keineswegs überlaufen, aber auf eine Handvoll Wanderer und Schlittschuhläufer treffen wir schon. Dies liegt vor allem daran, dass man auch bequem mit dem Auto zufahren kann. Am westlichen Ende des etwa 600 Meter langen und maximal 250 Meter breiten Sees stoßen wir auf diese Straße und folgen ihr nach rechts, nicht aber ohne die Gelegenheit genützt zu haben, nochmals auf einen Sprung hinunter zur Wasserfläche zu schauen. Dort konnte ich mich auch gleich selbst von der Tragfähigkeit der Eisdecke überzeugen.









Der Abstieg vom Nussensee, immer am Nussenbach entlang:
Die Straße führt an einer großen Villa vorbei. Gleich dahinter stoßen wir auf den Nussenbach, der durch eine enge, fast klammartige Schlucht den See zur Ischl entwässert. Zufluss gibt es übrigens keinen, der See wird nur durch unterirdische Quellen und Oberflächenwasser gespeist.
Ein gut befestigter Schotterweg führt uns immer entlang des Nussenbaches durch die Schlucht hinunter ins Tal. Leider tauchen wir bald wieder in den Nebel ein, ohne auch nur einen Sonnenstrahl auf dieser Wanderung abbekommen zu haben. Die Landschaft der engen Schlucht, Stromschnellen, mit Eiszapfen übersäte Felswände und letzte Blicke auf das Katergebirge machen den Rückweg trotzdem alles andere als eintönig.






Entlang der Ischl zurück nach Pfandl:
Im Tal angelangt, stoßen wir auf eine Asphaltstraße und folgen der Beschilderung Richtung Bad Ischl. Wenig später stehen wir auch schon wieder an der Wolfgangseestraße, der wir einige Meter nach rechts folgen. Gleich nach der Brücke über die Ischl verlässt der Wanderweg die Straße nach rechts. Von nun an geht es immer dem Fluss entlang zurück zum Ausgangspunkt.
Die Ischl entwässert den Wolfgangsee und mündet in Bad Ischl in die Traun. Ersteres sieht man ihr auch sofort an: Ihre kräftig grüne Farbe, dieselbe, die auch den Wolfgangsee schmückt, verleiht der tristen winterlichen Nebellandschaft einen kräftigen Farbklecks. Die Farbe stammt übrigens von Mineralien, die vom Wasser aus dem Kalkgestein gelöst wurden und ist typisch für viele Gewässer der nördlichen Kalkalpen.



Die Wolfgangseestraße verläuft leider parallel zur Ischl, so dass dieser letzte Wegabschnitt zwar landschaftlich äußerst reizvoll ist, aber stets von einer Verkehrslärmkulisse begleitet wird. Nach drei Kilometern erreichen wir wieder Pfandl. Ausnahmsweise dämmert es heute noch nicht. 😉
Fazit
Wer auf der Suche nach einer abwechslungsreichen Winterwanderung ist, wird am Nussensee garantiert fündig werden. Vor allem die Abfolge der unterschiedlichsten Landschaftsräume auf dieser Tour (der Aufstieg durch den Wald, der Nussensee selbst, die Schlucht des Nussenbaches, sowie der Weg entlang der Ischl) haben mich begeistert.

Anreise:
mit dem Auto:
Pfandl liegt direkt an der B158 zwischen Bad Ischl und der Landesgrenze Salzburg-Oberösterreich.
Adresse für Navi: Pfarrkirche Pfandl, Wolfganger Str. 4, 4820 Bad Ischl
Plus Code: PH9P+MP Bad Ischl
Koordinaten: 47.7188, 13.5873
Parken:
Kostenlose Parkplätze (Stand 2022) befinden sich bei der Pfarrkirche Pfandl.
mit Öffis:
Regionalbus 150 verkehrt stündlich zwischen Salzburg und Bad Ischl. Die Haltestelle Bad Ischl Pfandl Süd liegt unmittelbar am Ausgangspunkt.
Genaue Fahrzeiten finden sich auf der Webseite des SVV.
Tourdaten:
Weglänge: 9 km
reine Gehzeit: ca. 3 Stunden
Höhenunterschied: ca. 200 Meter
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf Straßen, schneebedeckten Forst- und Waldwegen, sowie auf schmalen Steigen
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T2 – Bergwandern
Lawinengefahr: keine, der Weg verläuft hauptsächlich durch Wald
Trittsicherheit erforderlich: ja, Weg stellenweise felsig und vereist
ausgesetzte Stellen: nein
Familientauglichkeit: für einen Familienausflug etwas zu lange, hierfür empfielt sich entweder nur der Nussenseerundweg oder am Aufstiegsweg wieder zurück zu wandern. Kleinkinder müssen am Nussenseerundweg stellenweise getragen werden.
Barrierefreiheit: nein
Empfohlene Ausrüstung: Winterwanderschuhe, Heißgetränke, Jause
Sonstiges: Der Weg kann abschnittsweise vereist sein, vor allem der Rundweg um den Nussensee am Südufer. In der Schlucht des Nussenbaches herrscht unter Umständen stellenweise Eisschlaggefahr.
Einkehrmöglichkeiten:
Der Gasthof zum Pfandl befindet sich nahe dem Ausgangs- bzw. Endpunkt der Wanderung an der B158.
Letzte Eindrücke von dieser Tour:




Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.
Achtung: Das Betreten der Eisdecke erfolgt auf eigene Gefahr! Erkundige dich am besten im Vorhinein, ob es sicher ist!
Das mit dem Schnee ist heuer ein ziemliches auf und ab. Zwischenzeitlich hatten wir einen sehr starken Wintereinbruch, den wir für eine Tiefschneewanderung im schönen Ellmautal nutzten. Diese etwas abenteuerliche Tour zeige ich dir beim nächsten Mal.
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