Unweit der Stadt Salzburg, hinter dem Gaisberg, befindet sich das Örtchen Ebenau. Einst ein Zentrum der Metallverarbeitung, findet man heute an dem abgeschiedenen Ort vor allem Ruhe, Erholung und schöne Wanderwege. Der bekannteste ist der Mühlenwanderweg, der auch im Winter ein lohnendes Ziel darstellt und mit dem Plötz-Wasserfall ein absolutes Highlight parat hält.
Diese Highlights erwarten dich am Mühlenwanderweg in Ebenau im Winter:
⭐ Wilde Wasser im Naturdenkmal Plötz
⭐ Vereiste Wasserfälle und Rinnen
⭐ Erstaunlich abwechslungs- und aussichtsreiche Wanderwege
⭐ Insgesamt sieben voll funktionstüchtige, historische Mühlen
Was tun, wenn ein traumhafter Wintertag mit Sonne und schneebedeckter Landschaft einem hinauszieht in die Natur, man eigentlich aber gar keine Zeit dafür hat, weil – wie in meinem Fall – es noch jede Menge Dinge vor Weihnachten zu besorgen gilt?

Antwort 1: Prioritäten setzen!
Antwort 2: Eine kurze Wanderung in der Natur senkt sogleich den Stresslevel und gibt Energie, mit der die anstehenden Erledigungen gleich viel leichter fallen, beziehungsweise bringt einem (mehr als) die zuvor verloren gegangenen Energien wieder zurück.
Ebenau ist, obwohl etwas abgelegen im Wiestal, vom Großraum Salzburg aus gut erreichbar und für eine schnelle (schnell = österreichisch für kurz) Wanderung damit fast schon prädestiniert.
Ach ja, da wir jetzt Winter haben, beachtet bitte folgendes:
Bevor es losgeht: Nahrung ist im Winter rar für Wildtiere. Jede Flucht vor Menschen, die in ihre Lebensräume eindringen, verbraucht Energie, die ihnen am Ende für das Überleben dieser kargen Zeit fehlen könnte.
➡ Bleib deshalb bitte auf den Wegen und vermeide unnötigen Lärm!
Bereits bei der Hinfahrt sind wir positiv überrascht: Während der Schnee bei uns weiter nördlich schon seit längerem wieder abgeschmolzen ist, erwartet uns im südlichen, etwas höher gelegenen Teil des Flachgaus noch immer eine geschlossene Schneedecke. Dies ist zwar nicht ganz unerwartet, schließlich wurde ich schon oft Zeuge dieser kleinräumigen klimatischen Unterschiede, trotzdem finde ich es immer wieder zum Staunen, wenn man im Grünen losfährt, um bald darauf im tiefsten Winter anzukommen.
Ankunft in Ebenau
Eigentlich wollten wir direkt bei der Plötz mit unserer kleinen Tour starten, denn somit kommt man in den Genuss, dieses Naturdenkmal gleich zweimal erleben zu können. Doch der Parkplatz ist winzig klein und bereits voll belegt.
Also fahren wir die zwei Kilometer weiter bis Ebenau. Parkplatzprobleme hätte ich hier noch keine erlebt. Direkt am Ortsrand bei der Feuerwehr startet der Rundweg. Am Startpunkt steht auch gleich das erste Highlight einsam an einer großen Wiese: Die Waschlmühle. Seit 1798 steht die Doppelmühle mit ihren zwei Mühlrädern bereits hier, damals wohl ganz allein auf weiter Flur.

Eines gleich vorweg: Für uns hat die Tageslänge dieses Mal nicht für den gesamten Mühlenwanderweg gereicht. (Wir starten gerne etwas später…) Der offizielle Weg führt der Straße Richtung Koppl entlang bis zur Pertill-Mühle und dann zum „Watzmannblick“ (759 m) hinauf.
Auf den Wieselberg
Wir hingegen folgen einer Traktorspur über die Wiese direkt zum Waschlbauern, also dem Eigentümer der ersten Mühle. Diese Überquerung ist nur im Winter möglich, wenn die Wiese den Langläufern gehört und die Kühe im Stall sind. Seid also keine Muggels und trampelt bitte nicht in die Langlaufspur! 🙂

Der Wanderweg führt uns nun direkt zwischen Stall und einer Reihe Fichten hindurch auf den Waldrand oberhalb des Bauernhofes zu. Dort angelangt, folgen wir an der Wegkreuzung der Beschilderung Richtung Watzmannblick. Unser Weg führt nun steil durch den Wald auf den Wieselberg bis zu einer neuerlichen Wegkreuzung, wo wir auf den offiziellen Ebenauer Mühlenwanderweg stoßen.
Hier einige Eindrücke vom Weg bis dort hin:





Wer will, kann gerne die 80 Höhenmeter hinauf zum Watzmannblick für ein kleines Gipfelerlebnis mitnehmen. Zeitlich ist das für uns an diesem Tag leider nicht mehr möglich und so folgen wir dem Mühlenwanderweg zur Plötz, der uns oben am Wieselberg entlang führt.
Ab hier wird der Weg richtig schön und sogar ein klein wenig abenteuerlich, wenn es gilt den einen oder anderen umgestürzten Baum zu überwinden.






Insgesamt ist der Steig jedoch nicht sehr schwierig und führt uns bald hinunter in den Graben des Neumannbaches, den wir über einen kleinen Stahlgittersteg überschreiten. Hier gilt es erstmals etwas vorsichtig zu sein, der Weg hinunter in den Graben kann gerade bei altem, festgetretenem Schnee etwas heikel sein.

Selbiges gilt für den Weg auf der anderen Seite hinaus aus dem Graben, der außerdem noch steiler ist. Allerdings sind nur wenige Meter zu überwinden und schon befinden wir uns wieder auf einem fast eben verlaufenden Wegabschnitt. Lücken im Baumbestand sorgen für den ein oder anderen Fernblick.
Wir wandern nun durch einen Schneeheide-Kiefernwald, wie er heutzutage nicht mehr allzu oft anzutreffen ist. Also bitte auf dem Weg bleiben, auch wenn die dichten Schneeheidebüsche geradezu einladen, sich rein zu legen. Heute liegen sie jedoch selbst – begraben unter der Schneedecke.






Vorbei an einem Handymasten verbreitert sich der Steig zu einem Forstweg, führt durch verschiedenste Waldtypen und schließlich durch einen alten Buchenbestand etwas steiler bergab. Hier heißt es nun doppelt aufgepasst, denn der Wanderweg verlässt den Forstweg nach einer Linkskurve und führt hinunter zum Rettenbach. An dieser Stelle also genau auf die Wegmarkierungen achten! Und doppelt aufgepasst deshalb, weil dieser Abschnitt mit zu den rutschigsten Stellen des Mühlenwanderweges zählt.

Was ist die Plötz?
Die Plötz ist eine Klamm, durch die der Rettenbach über mehrere Stufen insgesamt 50 Meter in die Tiefe stürzt. Von Hinterschroffenau fällt der Bach zunächst über den 25 Meter hohen Hauptfall in eine enge Schlucht. An heißen Sommertagen lädt seine Gumpe zu einer Abkühlung ein. Nach einer kurzen, ruhigen Fließstrecke ergießt sich das Wasser schließlich über mehrere Kaskaden weiter in die Tiefe, ehe es bei Vorderschroffenau den Talboden erreicht.
Aber die Plötz hat noch mehr zu bieten als dieses Naturschauspiel: Insgesamt fünf historische Mühlen haben sich im Laufe der Jahrhunderte hier angesiedelt, um die Kraft des Wassers zu nutzen und Getreide zu mahlen. Heute gibt es für sie zwar keine Verwendung mehr, dennoch sind alle perfekt erhalten und funktionstüchtig. Jeden Sommer beim Mühlenfest kann man sich davon selbst überzeugen.
In der Plötz
Am Rettenbach angekommen, geht nun alles sehr schnell: Auf einer Holzbrücke überqueren wir den Bach, folgen diesem flussabwärts und stehen sogleich schon vor dem Naturdenkmal Plötz. An dieser Stelle lasse ich aber lieber die Bilder für sich sprechen.
Bilder von oberhalb der Plötz mit der spektakulären Schroffenau-Mühle direkt an der Fallkante des 25 Meter hohen Hauptfalls:





Ein schmaler Steig führt direkt zur Mühle. Auf diesem besteht allerdings Absturzgefahr und bei Schnee rate ich davon ab, hinüber zu gehen.
Der Weg führt nun durch den Wald steil hinunter in die Plötz. Auch hier besteht erhöhte Rutschgefahr. Und ihr werdet nicht glauben, was wir Mitte Dezember trotz Eis und Schnee gefunden haben:


Es gibt übrigens zwei Wege nach unten: Hält man sich beim Abstieg eher rechts, so gelangt man direkt zur Eder-Mühle, der zweiten Mühle von oben gezählt. Hält man sich hingegen eher geradeaus, so kommt man bei der Pertiller-Mühle (nicht zu verwechseln mit der weiter oben erwähnten Pertill-Mühle) an.
Welchen man nimmt, ist völlig egal, die beiden Mühlen liegen keine hundert Meter voneinander entfernt. Allerdings empfinde ich den Weg zur Eder-Mühle tendenziell als weniger rutschig.
Von der Eder-Mühle führt ein schmaler Weg hinein in die enge Schlucht am Fuße des Hauptfalls. Ein wirklich beeindruckender Ort!
Hier einige Impressionen vom Hauptfall und der Eder-Mühle, wobei der Fall auf dem Foto viel kleiner wirkt, als in Wirklichkeit:






Der untere Teil der Plötz wird von kleineren Wasserfällen, ausgespülten Naturbecken und den drei Mühlen mit ihren geständerten Wasserzuläufen geprägt:




Für Eis ist es heute zu warm. Da die Plötz eine schattige Schlucht ist, ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass man im Winter vereiste Wasserfälle und Wasserrinnen antreffen wird. Deshalb habe ich aus meinem Fotoarchiv auch von diesem frostig-spektakulären Ereignis ein paar Eindrücke rausgesucht:












Rückweg nach Ebenau mit tollen Ausblicken
Über eine kleine betonierte Staumauer oberhalb der dritten Mühle verlässt unser Weg die Plötz wieder, nicht ohne einen letzten Tiefblick auf den untersten Teil dieses Naturwunders zu gewähren.




Ein abwechslungsreicher Waldweg führt uns bis zum Rand einer kleinen Siedlung. Hier folgen wir dem Pfad am Waldrand entlang weiter und erhalten traumhafte Ausblicke auf Ebenau und die Berge.



Vorbei an der Kneippanlage, die gerade unter einer Schneedecke ruht, gelangen wir wieder zurück zum Waschlbauern und auf bekanntem Weg entlang der Traktorspur bald auch zum Ausgangspunkt. Dort angelangt ist die Dämmerung bereits eingebrochen, aber das ist ja – wer meine Touren so mitverfolgt – ganz normal. 😉
Fazit
Die Plötz ist immer einen Besuch wert. Im Winter kann man immer wieder auf gefrorene Wasserfälle und spektakuläre Gebilde aus Eis treffen. Aber auch der Rest des Mühlenwanderwegs ist eine tolle, stimmungsvolle Winterwanderung.
Anreise:
mit dem Auto:
Von Hallein (vom Süden) oder von Hof bei Salzburg bzw. Koppl (vom Norden) auf der Wiestal-Landesstraße (L107) fahren und die Ausfahrt Ebenau-Nord nehmen. Von Norden kommend unmittelbar vor der Unterführung durch die Hauptstraße rechts abbiegen, von Süden kommend unter der Hauptstraße durchfahren und dann gleich links abbiegen. Nach wenigen Metern befindet sich der Parkplatz gegenüber der Waschl-Mühle an der Florianstraße.
Adresse für Navi: Florianstraße 5, 5323 Ebenau
Plus Code: Q5VF+84 Ebenau
Koordinaten: 47°47’34.8″N 13°10’22.4″E
Parken:
Kostenloser Wanderparkplatz am Ausgangspunkt. Ein paar wenige Parkplätze stehen auch direkt bei der Plötz in Vorderschroffenau zur Verfügung, diese sind aber oft belegt.
mit Öffis:
Ab Salzburg Hbf Regionalbus 150 oder 155 bis Koppl-Sperrbrücke. Hier umsteigen in Regionalbus 154 und bis Ebenau-Ortsmitte fahren. Die Bushaltestelle ist nur wenige Meter vom Ausgangspunkt entfernt.
ACHTUNG: An Sonn- und Feiertagen keine Verbindung!
Genaue Fahrzeiten finden sich auf der Webseite des SVV.
Tourdaten (für oben beschriebene Variante):
Weglänge: ca. 4 km
reine Gehzeit: ca. 1:30 Std.
Höhenunterschied: ca. 130 m
Wegbeschaffenheit: Wanderung auf Forst- und Waldwegen, sowie schmalen Steigen
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T2 – Bergwandern
Trittsicherheit: stellenweise erforderlich
ausgesetzte Stellen: Nein, außer bei der optionalen Querung zur Schroffenau-Mühle; Bei Schnee und Eis rate ich davon ab!
Familientauglichkeit: Sehr gut geeignet mit Kindern ab dem Schulalter
Barrierefreiheit: nein
Empfohlene Ausrüstung: Winterwanderschuhe, evtl. Wanderstöcke für die steilen und rutschigen Passagen
Einkehrmöglichkeiten:
Direkt am Weg keine; Einkehrmöglichkeiten bieten das Gasthaus Schroffengut in Vorderschroffenau und der Dorfwirt im Zentrum von Ebenau.
Letzte Eindrücke vom Ebenauer Mühlenwanderweg im Winter


Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.
Wie du siehst, gibt es sehr viel zu erzählen und zu zeigen über den Ebenauer Mühlenwanderweg. Dabei war dies noch nicht einmal die vollständige Runde. Am besten du machst dir vor Ort dein eigenes Bild.
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So schöne Bilder! Ich habe mir schon lange nichts mehr gegönnt, da wäre die Natur natürlich das beste Ort dafür.
Liebe Grüße Alisa
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Vielen Dank! Ja, die Natur ist der beste Ort um wieder Kraft zu tanken.
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