Der Lungau gilt nicht gerade als gesegnet mit badetauglichen Seen. Eine Ausnahme stellt der Prebersee dar. Doch die meisten Menschen kommen nicht zum Baden hierher, sondern um die wunderbare Natur und die Landschaft zu genießen. Die wollen wir uns einmal genauer anschauen.
Diese Highlights erwarten dich am Prebersee:
⭐ Die dunkle Wasseroberfläche, an der sich die Landschaft spiegelt
⭐ Die Moorlandschaft mit ihrer üppigen Flora und Fauna
⭐ Das Blütenmeer, das euch im Frühsommer erwartet
⭐ Die Landschaftsidylle mit dem imposanten Preber
⭐ Der familienfreundliche Rundweg mit Bademöglichkeiten
Dieses Mal hat es uns also in den südöstlichsten Winkel von Salzburg verschlagen. Hinter den Radstädter Tauern liegt der Lungau, der südlichste der Salzburger Gaue, an der Grenze zu Kärnten und der Steiermark. Wir sind gerade auf dem Weg zu einem Kurzurlaub im steirischen Murau und somit auf der Durchreise. Mehr dazu will ich euch an anderer Stelle erzählen. Der Prebersee liegt fast auf der Strecke und so wollte ich ihn nochmals besuchen.
Denn drei Jahre zuvor war ich bereits einmal hier. Leider sind die Fotos von damals nach einem Festplattencrash – gemeinsam mit tausenden anderen – verloren gegangen. Damals habe ich mir um Datensicherung kaum Gedanken gemacht, da in den weit über zwanzig Jahren meines Digitallebens zuvor noch nie eine Festplatte ihren Dienst quittiert hatte. Aber das ist eine andere Geschichte…

Der Prebersee – eine andere Welt
Es ist eine schmale und kurvige Landstraße, die uns von Tamsweg, der Hauptstadt des Lungaus, auf 1.514 Meter Seehöhe bringt. Hier, am Fuße des Prebers, liegt – eingebettet in ein Moorgebiet – der kleine See. Er ist ein Relikt der letzten Eiszeit, ein sogenanntes Toteisloch, und wird von umliegenden Mooren und kleinen Bächen weiterhin mit Wasser gespeist. An seiner dunklen Oberfläche spiegelt sich der markante 2.740 Meter hohe Preber. Unweigerlich fühlt man sich in eine andere Welt versetzt, in der die Zeit langsamer verläuft und zu der Stress und Hektik des Alltags keinen Zutritt haben.
Auf badetaugliche 21° Celsius kann sich der nur 350 Meter lange und 200 Meter breite See im Hochsommer erwärmen. Das ist erstaunlich warm dafür, dass wir uns auf 1.500 Meter Meereshöhe befinden. Dass er überhaupt solche Temperaturen erreicht, ist der Tatsache geschuldet, dass seine dunklen Schwebstoffe das Sonnenlicht sehr gut absorbieren. Der Prebersee ist also ein Moorsee, in etwa vergleichbar mit dem ➡ Seewaldsee bei St. Koloman, der den nördlichen Salzburgern eher bekannt sein dürfte.






Eine üppige Flora und Fauna
Man muss es also schon auch mögen, das dunkle, moorige Wasser des Prebersees. Angst vor Wasserschlangen, Krebsen und anderem Getier sollte man besser auch nicht haben, denn die moorigen Habitate bilden die ideale Grundlage für eine reichhaltige Flora und Fauna. Nicht umsonst zählt der Prebersee zum Naturschutzgebiet Niedere Tauern.
Aber, wie es meist so ist, muss nicht der Mensch vor der Natur beschützt werden, sondern umgekehrt. Und so wurde der Badebetrieb auf zwei Bereiche am See beschränkt. Die restliche Uferzone darf nicht betreten werden. Vor allem die äußerst trittempfindlichen und deshalb bereits sehr selten gewordenen Schwingrasen sollen so besser geschützt werden.
Üppiger Flechtenbewuchs zeugt nicht nur von hoher Luftfeuchtigkeit sondern auch von einer sehr sauberen, schadstoffarmen Luft. Denn Flechten gelten aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Luftverschmutzung als Indikator für gute Luft.






Der Rundweg um den Prebersee
Der kurze Rundweg ist als Moorlehrpfad sehr abwechslungsreich gestaltet. Infotafeln bringen einem den Lebensraum Moorsee näher. Dort wo der Weg durch das Moor verläuft, wurden Holzstege errichtet, auf denen man trockenen Fußes und ohne einen Flurschaden im empfindlichen Ökosystem zu hinterlassen, voll in Landschaft und Natur eintauchen kann. Gerade im Frühsommer werden botanisch Begeisterte auf ihre Kosten kommen, wenn sich das Moor mit seinen umliegenden Feuchtwiesen in ein Blütenmeer verwandelt.
Nun haben wir September und mit Ausnahme der Sumpfdisteln lassen sich kaum noch blühende Kräuter finden. Bei meinem ersten Besuch hier war das ganz anders…
Doch auch die aufkommenden goldenen Herbstfarben zaubern malerische, warme Bilder in die Landschaft. Sie erinnern mich immer wieder daran, dass alles in der Natur Zyklen und Kreisläufen folgt. Ein ewiges Vergehen und Werden. Übrigens: Auch im Winter soll es hier wunderschön sein.








Das Preberschießen
Bekannt ist der Prebersee aber auch noch für eine andere Sache: Seit 1834 findet hier alljährlich das Preberseeschießen (oder kurz auch nur „Preberschießen“ genannt) statt. Dabei versuchen die Schützen eine Zielscheibe am gegenüberliegenden Ufer zu treffen. Allerdings nicht direkt, sondern die Kugel muss von der Wasseroberfläche abprallen und dadurch in ihr Ziel katapultiert werden. Es gilt also mehr oder weniger auf das Spiegelbild im Wasser zu zielen.
Jedes Jahr am letzten Augustwochenende ist es soweit: Bei Volksfeststimmung versuchen bis zu 200 Schützen ihr Glück. Doch nicht immer gewinnen die Profis. Wind und Wellen machen die Flugbahn der Kleinkalibergeschosse zum Teil derart unberechenbar, dass gar nicht selten auch schon blutige Anfänger zum Sieger gekürt wurden.

Sagen und Mythen rund um den Prebersee
Der abgelegene See mit seinen dunklen Fluten hat seit jeher die Fantasie der Menschen angeregt. Zahlreiche Mythen ranken sich um das kleine Gewässer. So soll etwa das Preberschießen auf einen Jagdvorfall zurück zu führen sein, bei dem ein Jäger – vom plötzlichen Anblick des Spiegelbildes eines kapitalen Hirsches am anderen Seeufer überrascht – versehentlich auf die Reflexion im Wasser geschossen haben soll, anstatt auf das Tier selbst. Zu aller Überraschung sei der Hirsch dennoch tödlich getroffen zu Boden gegangen.
Der Sieger des jährlichen Preberschießens erhält eine Scheibe mit dem Bild einer auf ihrem Besen reitenden Hexe darauf. In Vollmondnächten soll diese Hexe noch heute um den See spuken. Da sollte man also besser nicht vor Ort sein. 😉

Überhaupt soll der See ziemlich gefährlich sein und einer weiteren Sage nach – früher oder später – ganz Tamsweg und seine Umgebung überfluten. Doch kein Grund zur Panik: Am Grunde des Sees liegt nämlich eine goldene Egge, die dann – wenn das Wasser abgeflossen ist – zum Vorschein kommen wird. Ihr Wert soll so groß sein, dass damit die zerstörten Gebiete locker wieder aufgebaut werden können.
Ich persönlich mag ja solche Geschichten sehr gerne, haben sie doch immer etwas mystisches und geheimnisvolles an sich und ermöglichen uns somit einen besonderen Zugang zu einem Ort. Letztendlich sind viele dieser Sagen nur der Versuch, Erklärungen für Phänomene zu finden, die für die Menschen damals unerklärlich waren, so wie die bei Sonnenschein manchmal golden glitzernde Wasseroberfläche, oder die Nebelschwaden, die am Morgen oft über den See ziehen.

Mein Fazit
Der Prebersee ist ein landschaftlich zu jeder Jahreszeit sehenswertes Gebiet, das zugleich als Ausgangspunkt für längere Wanderungen oder Touren dienen kann. Der kurzweilige Rundweg ist auch für Kleinkinder leicht zu bewältigen, verläuft ebenerdig und ist zudem barrierefrei. An heißen Tagen laden zwei Badeplätze zu einer Abkühlung ein. Der Prebersee ist somit ein lohnendes Ausflugsziel für die ganze Familie.
Anreise:
mit dem Auto:
Von Tamsweg aus der Prebersee Landesstraße (L262) bis zum Ziel folgen. Der Prebersee ist in Tamsweg bereits ausgeschildert.
Die Fahrzeit ab der Landeshauptstadt Salzburg beträgt derzeit (12/2023) ca. 2 Stunden. Wenn die Tunnelbaustellen auf der A10 ab Sommer 2025 wieder wegfallen, vermutlich deutlich unter 2 Stunden.
Adresse für Navi: Prebersee, 5580 Tamsweg
Plus Code: 5VM2+CQG Tamsweg
Koordinaten: 47°11’00.8″N 13°51’07.0″E
Parken:
Es sind mehrere kostenlose Parkplätze in Seenähe vorhanden.
Trotz des großzügigen Angebots kann es in der Hochsaison schon mal knapp werden.
mit Öffis:
Regionalbus Linie 740 fährt 5x täglich rund um die Tagesmitte von Tamsweg direkt zum Prebersee. Die erste Hinfahrt ist erst um 10 Uhr möglich, die letzte Rückfahrt erfolgt bereits um 15:20 Uhr.
Der Lungau ist generell schlecht an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. So muss man ab der Landeshauptstadt Salzburg mindestens 3 Stunden Fahrzeit einplanen.
Genaue Fahrzeiten finden sich auf der Webseite des SVV.
Tourdaten:
Weglänge: ca. 2 km
reine Gehzeit: ca. 0:30 Std.
Höhenunterschied: +/- 0 m
Wegbeschaffenheit: Wanderung meist über Holzstege und auf Spazierwegen
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T1 – Wandern
Trittsicherheit: nicht erforderlich
ausgesetzte Stellen: nein
Familientauglichkeit: als Ausflug für die ganze Familie sehr gut geeignet
Barrierefreiheit: ja
Empfohlene Ausrüstung: bequemes Schuhwerk
Wandermöglichkeiten:
Prebergipfel (2.740 m) in ca. 4 Std. erreichbar, ca. 5,5 km und 1.200 Höhenmeter, schwer
Einkehrmöglichkeiten:
Die Ludlalm liegt direkt an der Straße, nordwestlich des Seeufers.
Noch ein paar Bilder vom Prebersee:






Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.
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