Wanderung auf den Monte Brione am Gardasee

Wenn bei uns mitten im Winter Eis und Schnee herrschen, sehnt sich so mancher nach dem Frühling. Fernreisen liegen gerade in der Winterzeit deshalb hoch im Kurs. Dabei muss man gar nicht so weit reisen, um einen Hauch von Frühling zu erhaschen. Kommt mit zum Gardasee auf den Monte Brione bei zauberhaftem Frühlingswetter.


⭐ Grandiose Ausblicke auf den Gardasee
⭐ Ein spektakulärer Gratweg
⭐ Unheimliche Relikte einer vergangenen Zeit
⭐ Ein Sonnenuntergang von unglaublicher Farbenpracht


Es beginnt am Parkplatz an der Via Monte Brione in Riva del Garda, unmittelbar bevor die Uferstraße nach Torbole durch den Tunnel unter dem Monte Brione hindurch führt. Eine Mischung aus Glück und halbwegs brauchbarem Orientierungssinn hat uns hierher, genau an den Ausgangspunkt der kleinen Wanderung gebracht. Den am Nordufer des Gardasees aufragenden Felsrücken haben wir erst am Vorabend, nach kurzer Recherche und oberflächlicher Planung, zu unserem heutigen Ausflugsziel erkoren. Es ist Mitte Januar, strahlender Sonnenschein bei frühlingshaften Temperaturen, der Parkplatz um diese Zeit gebührenfrei und fast leer – was will man also mehr?

Gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Uferstraße, befindet sich der Yachthafen von Riva del Garda, daneben ein kleiner öffentlicher Badeplatz und das Forte San Nicolo, eine Befestigungsanlage aus der Zeit, als dieses Gebiet noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Auf der Plattform vor der Festung direkt am Ufer, auf der einst die Geschütze Richtung See zielten, befindet sich heute eine wunderschöne kleine Parkanlage, die mit vielen schattigen Sitzbänken und Blick über den Gardasee zum Verweilen einlädt.

Die österreich-ungarischen Spuren sollen uns heute noch den ganzen Tag über begleiten. Diese Epoche der Geschichte hat die Region Trentino wie keine andere in den letzten Jahrhunderten geprägt.

Nach einer kleinen Jause, immerhin ist es schon mittags, kann unsere Wanderung auf den Monte Brione starten.

Der gut ausgeschilderte Weg führt uns über Treppen den steilen Felsrücken hinauf zur Via Monte Brione, jener Straße, die für Bau und Versorgung der Befestigungsanlagen auf dem Berg angelegt wurde. Doch wir folgen der Straße nicht, sondern biegen sogleich rechts in den Wald ab. Unser Weg heißt Sentiero della Pace, was übersetzt „Friedensweg“ bedeutet. Eine gute Namenswahl, wie ich finde, erklimmen wir doch gerade einen zur Festung ausgebauten Berg, der auch einer der unzähligen Schauplätze des Ersten Weltkrieges war.

Der Sentiero della Pace führt von nun an immer am Grat entlang. Bald eröffnen sich erste Aus- und Tiefblicke, die uns fast den gesamten Weg begleiten sollen. Absturzgefahr besteht praktisch keine. An der Ostseite bricht der Berg zwar annähernd senkrecht ab, aber die Westseite ist ein mehr oder weniger sanft abfallender Hangwald. Ausgesetzte Stellen sind mit Fangzäunen gesichert.

Bald erreichen wir die erste Festung, das Werk Garda (Forte Garda). Sie wurde zwischen 1904 und 1907 als Teil der Festung Riva nördlich des Gardasees errichtet. In den Sommermonaten kann der riesige, unheimlich wirkende Betonbunker auch von Innen besichtigt werden. Die Dachkuppel der Anlage, von der aus man einen perfekten Ausblick nach Osten, Süden und Westen hat, besteht aus zweieinhalb Meter dickem Beton.

Unheimliches Relikt aus einer unrühmlichen Vergangenheit: Forte Garda

Nach einer Stunde, in der wir zahlreiche schöne Aussichtsplätze passiert haben und einen kurzen Weg durch einen kleinen Olivenhain gegangen sind, erreichen wir die nächste Festung: Die Mittelbatterie Monte Brione (Forte Batteria di Mezzo) wurde zwischen 1898 und 1900 errichtet und liegt fast ganz oben, nahe dem Gipfelkreuz. Die Lage ermöglicht einen beeindruckenden Ausblick in alle Richtungen.

Weiter den Gratweg entlang erreichen wir bald darauf das Gipfelkreuz. Wir sind zwar noch nicht am höchsten Punkt angelangt, aber der Weg endet hier, denn der tatsächliche Gipfel ist von einer Sendeanlage besetzt.

Die Sonne steht nun schon nahe dem Horizont. Fast überraschend für uns, ist doch das Wetter so schön frühlingshaft, dass man leicht vergisst, dass es erst Mitte Januar ist. Der Rückweg durch den schönen mediterranen Wald ist somit gestrichen und wir beschließen, denselben Weg zurück zu nehmen. Wir sollten diese Entscheidung nicht bereuen, zaubert der Sonnenuntergang doch eine grandiose Farbkulisse über den See, die wir aus der ersten Reihe bewundern dürfen.

Erst in der Dämmerung kommen wir zurück zum Auto. Und schon am nächsten Tag sollte es leider wieder in das ungemütliche Klima nördlich der Alpen gehen.

Eine traumhafte Wanderung an einem traumhaften Tag. Alleine der Blick über den Gardasee ist die (ohnehin nur geringen) Strapazen wert.

Die Dämmerung bricht herein über Riva del Garda

Auf der Brennerautobahn (A13 in Österreich bzw. A22 in Italien) bis zur Autobahnabfahrt „Lago di Garda Nord“ fahren, weiter auf der SS240 nach Torbole und am Ufer entlang nach Riva del Garda. Gleich nach dem Tunnel durch den Monte Brione rechts abbiegen auf die Via Brione und der Beschilderung zum Parkplatz folgen.
Fahrtzeit ab Innsbruck: ca. 3 Stunden
Adresse für Navi: Via Brione, 1B, 38066 Riva del Garda TN, Italien
Plus Code: VVH5+C8 Riva del Garda, Trentino, Italien
Koordinaten: 45.8785, 10.8581

Im Winter ist der Parkplatz an der Via Monte Brione kostenlos (Stand 2020)

von Innsbruck mit dem Zug via Brenner bis Rovereto und weiter mit dem Bus nach Riva del Garda
Reisedauer ab Innsbruck: ca. 4 – 4:30 Stunden

Länge: ca. 3,3 km (hin und zurück)
Höhenunterschied: ca. 260 Meter
höchster Punkt: ca. 325 Meter (beim Gipfelkreuz)
tiefster Punkt: Gardasee, ca. 70 m
reine Gehzeit: ca. 1:30 – 2:00 Stunden
Wegbeschaffenheit: Wanderung zumeist auf einem breiten Steig am Grat entlang
Schwierigkeit nach SAC Wanderskala: T1 – Wandern
Trittsicherheit: nicht erforderlich
ausgesetzte Stellen: keine, der Weg ist sehr gut abgesichert
Familientauglichkeit: gut geeignet
Barrierefreiheit: nein
Empfohlene Ausrüstung: Trekkingschuhe, Trinkflasche
Sonstiges: Der Sentiero della Pace ist als Rundweg mit einer Länge von 10 km angelegt. Von der Batteria di Mezzo führt er durch den Wald hinunter nach Sant’Alessandro und um den Monte Brione herum entlang der steilen Ostwand und dem Ufer des Gardasees wieder zurück zum Ausgangspunkt bei der Forte San Nicolo.

In Riva del Garda ist es um diese Jahreszeit zwar sehr ruhig, aber offene Restaurants und Cafes sollten dennoch leicht zu finden sein.

Höhe: 376 Meter
Länge: ca. 3 km
Breite: max. 1 km
Geologischer Aufbau: schichtweiser Aufbau aus (von unten nach oben) Mergel, Kalkstein (ca. 200 Meter dick) und Ton.
Fossilien: v.a. in den obersten Tonschichten von Muscheln und Kopffüßern (Nautiliden)
Flora und Fauna: Der Monte Brione ist ein Natura 2000-Gebiet nach FFH-Richtlinie. Unterschiedlichste Lebensräume (Wälder, Hecken, Trockenrasen, Olivenhaine und Kalkfelsen), gepaart mit der Lage am Übergang vom voralpinen zum mediterranen Klima sind der Garant für eine extrem hohe Artenvielfalt. Nicht umsonst ist der Monte Brione Ziel zahlreicher naturkundlicher Expeditionen auch aus dem deutschsprachigen Raum.


Wirkt auch heute noch bedrohlich: der Ausguck der Festung Garda
Immergrün trifft auf sommergrün im Wald auf dem Monte Brione. Hier die Borke der sommergrünen Hopfenbuche
Wie am Meer: Agave am Abhang über dem Gardasee

Bitte beachte:
Alle Angaben und Beschreibungen in diesem Artikel spiegeln meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen wider und erfolgen daher ohne Gewähr auf Richtigkeit bzw. Aktualität. Gelände und Natur sind ständigen Veränderungen unterworfen. Wege könnten aus diesem Grund nicht mehr passierbar, gesperrt oder anderweitig verändert sein. Auch das Wetter kann großen Einfluss auf den Charakter eines Weges haben. Eine sorgfältige Tourenplanung ist für das Wandern in der Natur – speziell im Gebirge – deshalb unerlässlich.


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2 Kommentare zu „Wanderung auf den Monte Brione am Gardasee

  1. Avatar von 💫 Annie Ell

    Schöner Artikel, vielen lieben Dank. Grüße aus dem sonnigen Süden 🙋🏼‍♀️😀☀️🌻🏖️

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